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20. Oktober 2024
Immobilienbewertung: Nachhaltigkeit als neuer Standard
Immobilienbewertung: Nachhaltigkeit als neuer Standard

Immobilienbewertung: Nachhaltigkeit als neuer Standard

Die Wertermittlung von Gebäuden steht zunehmend im Zeichen der Nachhaltigkeit. Welche Vorteile eine Immobilienbewertung, die ESG-Faktoren berücksichtigt, für Versicherer und Finanzdienstleister bietet, um Gebäudeportfolios nachhaltig und profitabel zu halten, erläutert Martina Esser von SkenData.

Ein Gastbeitrag von Martina Esser, Senior Sales Manager bei der SkenData GmbH

Net Zero, Klimaneutralität, Dekarbonisierung, Resilienz – all diese Begriffe prägen mittlerweile die Diskussion um das Thema Nachhaltigkeit in der Immobilienbewertung. Insbesondere die Berücksichtigung der ESG-Kriterien (Environmental, So­cial, Governance) steht dabei im Fokus, da nicht nur Investoren und Regulierungsbehörden verstärkt auf umweltbewusste und sozial verantwortliche Geschäftspraktiken achten.

Immobilien im Kontext dieser Kriterien und Kennzahlen zu bewerten, stellt viele jedoch vor eine große Herausforderung. Denn an dieser Stelle spielen vor allem die energetischen Aspekte der Gebäude eine zentrale Rolle, da Gebäude einen wesentlichen Einfluss auf die CO₂-Bilanz und den Energieverbrauch haben. Eine Studie der Europäischen Kommission schätzt, dass Wohn- und Gewerbeimmobilien für etwa 40% des europäischen Energieverbrauchs und 36% der europäischen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Somit ist die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden für die Erreichung der Ziele des European Green Deals von entscheidender Bedeutung.

ESG-relevante Faktoren immer entscheidender

Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, ESG-relevante Faktoren in die Immobilienbewertung einfließen zu lassen. Zudem gewinnt die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsbericht­erstattung „Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)“ der Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Die CSRD verpflichtet Unternehmen, umfassend über ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu berichten.

Der entscheidende Schritt hierbei ist die Erfassung und Analyse energetischer Kennzahlen wie z.B. Primär- und Endenergiebedarf, Energieeffizienzklasse oder CO₂-Äqui­valente. Eine präzise Immobilienbewertung bildet die Grundlage für bessere Risiko­abschätzungen und Prämienkalkulationen in der Finanz- und Versicherungsbranche. Dabei sollten neben den traditionellen Bewertungsparametern wie Baujahr und Wohnfläche auch die ESG-Kriterien (wie Energieeffizienzklasse, Primärenergiebedarf, CO₂-Äquivalen­te) berücksichtigt werden.

Energieeffiziente Gebäude sind risikoärmer

Gebäude mit einer schlechten Energieeffizienzklasse und hohem Energiebedarf weisen oft eine veraltete Bausubstanz auf, die anfälliger für Ausfälle ist und einen höheren Schadenbedarf birgt. Gebäude mit einer hohen Energieeffizienz haben geringere Betriebskosten, was für die Eigentümer bedeutet, dass sie mehr finanzielle Mittel für die Instandhaltung zur Verfügung haben. Ein gut gewartetes Gebäude stellt demnach ein geringeres Versicherungsrisiko dar, während hohe Energiekosten oft zu vernachlässigter Wartung und damit zu einem höheren Schadensrisiko führen und somit auch die potenziellen Versicherungskosten erhöhen.

Eine empirische Studie von SkenData und Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) hat gezeigt, dass Gebäude mit besseren Energieeffizienzklassen eine niedrigere Schadenbelastung aufweisen. Die Analyse von über einer Million Gebäudedaten verdeutlicht dabei, dass eine bessere Energieeffizienz nicht nur mit einem geringeren Energieverbrauch, sondern auch mit einem geringeren Schadenbedarf korreliert. Diese Erkenntnisse bieten nicht nur Versicherern, sondern auch Finanzdienstleistern, Maklern und Vermögensverwaltern die Möglichkeit, klimafreundliche Aspekte in ihre Risikobewertungen und Beratungs­ansätze einzubeziehen und damit sowohl den ökologischen als auch den ökonomischen Nutzen der Nachhaltigkeit zu unterstreichen.

Die Ergebnisse der Studie sind für alle Akteure der Finanz- und Versicherungswirtschaft von großer Bedeutung, da sie aufzeigen, dass Investitionen in energieeffiziente Gebäude nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft sind. Klimaschutz und marktwirtschaftliches Pricing gehen hier Hand in Hand.

Langfristige Wertstabilität und regulatorische Anforderungen

Um die Versicherungsprämie eines Gebäudes zu kalkulieren, müssen Versicherer auch den zukünftigen Wert eines Gebäudes berücksichtigen. Gebäude mit hoher Energieeffizienz und niedrigem CO₂-Ausstoß sind zukunftssicherer und unterliegen weniger Wertverlust durch regulatorische Änderungen oder steigende Energiekosten.

Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden können dazu führen, dass nicht-ESG-konforme Gebäude in Zukunft erhebliche Investitionen erfordern, um den gesetzlichen Standards zu entsprechen. Entscheidungsträger in der Finanz- und Versicherungswirtschaft müssen diese potenziellen Kosten in ihre Risikobewertung einfließen lassen, da nicht-konforme Gebäude möglicherweise höhere Schaden- oder Verlustkosten verursachen. Umgekehrt können Gebäude, die hohe Standards erfüllen, von staatlichen Anreizen profitieren, was sich positiv auf die Risikobewertung, Beratungsansätze oder Versicherungsprämien auswirken kann. Zudem müssen sie die Anforderungen der CSRD berücksichtigen, die eine umfassende Berichterstattung über die Nachhaltigkeit der Wirtschaftsaktivitäten verdeutlicht.

Die Bedeutung von ESG-Kriterien für Versicherer und Finanzdienstleister

Die ESG-konforme Immobilienbewertung bietet zahlreiche Vorteile. Eine genaue Risikoabschätzung, die auch ökologische und soziale Aspekte einbezieht, ermöglicht eine präzisere Prämienkalkulation. Darüber hinaus können durch die Identifizierung von Sanierungspotenzialen langfristig Kosten gesenkt und die Wertsteigerung von Immobilien gefördert werden. Die Transparenz in der Bewertung wird von Regulierungsbehörden und Investoren positiv aufgenommen, was das Vertrauen in die Bewertungsmethoden und somit in die Finanz- und Versicherungsbranche selbst stärkt.

Dennoch stehen nicht nur Versicherungen, sondern auch Finanzdienstleister vor der Herausforderung, diese neuen Bewertungsmaßstäbe in bestehende Prozesse zu integrieren. Dies erfordert Investitionen in Technologie und Fachwissen sowie die Anpassung etablierter Bewertungsmethoden. Mit der Einführung der CSRD wird die Notwendigkeit für präzise ESG-Daten noch dringlicher, da Unternehmen umfassender über ihre Nachhaltigkeitsstrategien berichten müssen.

Digitale Hilfsmittel zur Unterstützung

Die Einführung digitaler Tools wie z. B. dem SkenData Energy­Check ist somit nicht nur ein Schritt hin zu einer präziseren Immobilienbewertung, sondern auch ein Beitrag zur Erreichung der Klimaziele und zur Förderung nachhaltiger Investitionen. Insgesamt ist die ESG-konforme Immobilienbewertung ein entscheidender Schritt für die Finanz- und Versicherungsbranche, die ihre Strategien nachhaltig ausrichten will. Akteure, die diesen Wandel aktiv vorantreiben, können sich Wettbewerbsvorteile sichern und ihre Position als zukunftsorientierte Marktteilnehmer stärken. Zudem ermöglicht die Berücksichtigung der CSRD eine verbesserte Compliance und stärkt das Vertrauen der Stakeholder.

Infos zum SkenData EnergyCheck

Der SkenData EnergyCheck ist ein digitales Tool zur effizienten Erstellung von amtlich registrierten, normkonformen Energiebedarfsausweisen und Sanierungsfahrplänen für Wohngebäude. Das Tool liefert umfassende energetische Kennzahlen für die ESG-konforme Bewertung von Gebäuden, fundierte Risikoanalysen, präzise Prämienkalkulationen sowie nachhaltige und zukunftssichere Gebäudeportfolios. Der SkenData EnergyCheck unterstützt die Finanz- und Versicherungsbranche dabei, Gebäudeportfolios nachhaltig und profitabel zu halten, indem er präzise ESG-Daten liefert, die fundierte Risikoanalysen und optimierte Prämienkalkulationen ermöglichen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 10/2024 und in unserem ePaper.

Bild Newsletter: © Man As Thep – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Skendata

 
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