Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist laut dem Schuldneratlas 2018 von Creditreform zum fünften Mal in Folge gestiegen. Die Überschuldungsquote ist dabei nahezu konstant geblieben. Ende Oktober 2018 lag sie bei 10%. Damit sind weiterhin über 6,9 Millionen erwachsene Bundesbürger überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf – rund 19.000 mehr als noch im letzten Jahr.
Zunahme geringer Überschuldungsintensität
Erstmals seit 2006 beruht der aktuelle Anstieg der Überschuldungszahlen ausschließlich auf einer Zunahme der Fälle mit geringer Überschuldungsintensität. Ihre Zahl nahm in den letzten zwölf Monaten um rund 106.000 Fälle oder 3,9% zu, während die Zahl der Fälle mit juristischen Sachverhalten um rund 87.000 Fälle oder 2,1% abnahm. Rund 4,13 Millionen Menschen in Deutschland befinden sich in einer dauerhaften Überschuldungsspirale. Das bedeutet ein Plus von 22% seit 2006.
Regionale Unterschiede
In den ostdeutschen Bundesländern liegt die Überschuldungsquote mit 10,4% nach wie vor höher als im Westen (10,0%). Der Grundtrend in Ost- und Westdeutschland hat sich aber umgekehrt. Während die Zahl der Überschuldungsfälle im Osten um 8.000 Fälle gesunken ist, hat sie im Westen um 27.000 Fälle zugenommen. Die Zahl der Fälle mit hoher Überschuldungsintensität ist derweil sowohl in Ost- wie auch in Westdeutschland zurückgegangen, während die Fälle mit geringer Überschuldungsintensität angestiegen sind.
Alters- und Geschlechterunterschiede
In Bezug auf die Geschlechter gibt es weiter deutliche Unterschiede. Bei den Frauen sind 7,7% überschuldet, bei Männern 12,6%. Allerdings hat die Zahl der Überschuldungsfälle bei den Frauen weiter merklich zugenommen während sie bei den Männern minimal gesunken ist. Das Thema „Altersüberschuldung“ hat deutlich an Bedeutung gewonnen. 2018 werden 263.000 Menschen in Deutschland ab 70 Jahren als überschuldet eingestuft. Das ist ein Plus von mehr als einem Drittel. Seit 2013 hat sich die Zahl sogar um 138% erhöht. Die Überschuldungsquote fällt mit 2,0% aber weiter deutlich unterdurchschnittlich aus.
Keine Trendwende in Sicht
Für die nahe Zukunft rechnet Creditreform auch angesichts sich eintrübender konjunktureller Rahmenbedingungen nicht mit einer nachhaltigen Entspannung der privaten Überschuldungslage in Deutschland. Für die nächsten Monate und darüber hinaus könne nach Einschätzung der Experten von einer weiteren Zunahme der Überschuldungszahlen in Deutschland ausgegangen werden. (mh)
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