Wann erlangte der Berufsstand in Deutschland Bedeutung?
Hamburg mit dem Anschluss an die mittelalterlichen Kaufmanns- und Städtebünde der Hanse ist die Wegbereiterin für den Berufsstand des Maklers. Aus Hamburg stammen die ältesten Belege für Maklerordnungen im deutschsprachigen Raum. Bereits 1288 wird zum ersten Mal die Tätigkeit eines Maklers namens Nanno erwähnt. Parallel dazu beeinflussen Fortschritte in der Wahrscheinlichkeitsrechnung und der Statistik den Markteintritt neuer Versicherungen, etwa der Leibrente – eine Frühform der Lebensversicherung.
Damit nähern wir uns mehr und mehr der heutigen Zeit. Aber noch mal zum Stichwort Maklerordnung: Welche Rolle spielten denn Standesrichtlinien bei der Entwicklung des Berufsbildes?
Die Entstehung von Maklerordnungen ist eine direkte Reaktion auf die stetig wachsenden Aufgaben des Maklers – die erste Version wird etwa um 1625 in Hamburg aufgesetzt. So wird in der Folge der Berufsstand des Maklers – also dessen Leumund, Unbescholtenheit und Unabhängigkeit von privaten Interessen – geschützt. Damit einhergehend leisten Makler den Eid auf die Berufsehre und erhalten Insignien wie den Mäklerstock. Als Zäsur für den Berufsstand hierzulande gilt dann das Jahr 1874, als das Handelsgesetzbuch eingeführt wurde.
Warum?
Mit der Einführung des Handelsgesetzbuches, also des HGB, im Deutschen Reich wurde das Monopol der vereidigten Makler beendet. Mit dieser Deregulierung drängen gebundene Agenten und Vertreter der Versicherungsunternehmen auf den Markt. Bereits 1892 tauchen laut genanntem Buch in der Statistik 4.300 hauptberufliche und 31.000 nebenberufliche Agenturen und Makler auf. Um eine weitere Aufweichung des Berufsbildes zu verhindern, gründen 1918 Hamburger Makler-Unternehmen den ersten Berufsverband namens Verein Hamburger Versicherungsmakler. Hauptaufgabe des Vereins ist der Schutz des Ansehens der Makler. 1989 benennt sich der Verein in den heute bekannten Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) um.
Versicherungsvermittler haben kein wirklich gutes Image in der Bevölkerung. Woher rührt dieses negative Bild, obwohl Versicherungsmakler, wie Sie dargestellt haben, historisch gesehen eine wichtige Funktion besaßen?
Der Markteintritt der Strukturvertriebe aus den USA in Europa zu Beginn der 1960er-Jahre – der auf einer weiteren Deregulierungswelle basierte – hat die gesamte Branche hierzulande in Verruf gebracht. Diese Finanzvertriebe setzen auf Masse statt Klasse und unterwanderten damit fest etablierte Wertesets der hiesigen Makler. Zweck dieser Vertriebe ist vor allem die Förderung des Absatzvolumens unter Einbindung einer wachsenden Zahl produktiver Untervermittler. Kritiker monierten zu dieser Zeit zu Recht, dass das Ausbildungsniveau vieler „Berater“ dieser Finanzvertriebe nicht gut genug und die „Beratung“ überwiegend provisionsgetrieben ist. Begriffe wie „Drückerkolonne“ und „Klinkenputzer“ machten schnell die Runde in der Bevölkerung. Dieses schlechte Image färbt auch auf das Ansehen der unabhängigen Versicherungsmakler ab, ohne dass die unterschiedlichen Vertriebsformen unterschieden werden.
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Seite 3 Die Vertriebsformen sind durch die Regulierung und auch im DIHK-Register noch einmal klarer geworden. Was ist denn aus Ihrer Sicht weiter erklärungsbedürftig?
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