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23. August 2022
Grüne Gütesiegel als wichtige Orientierungshilfen
Grüne Gütesiegel als wichtige Orientierungshilfe

Grüne Gütesiegel als wichtige Orientierungshilfen

Grüne Gütesiegel sind wichtige Hilfen bei der Bewertung des Nachhaltigkeitsanspruchs. AssCompact hat bei drei namhaften Herausgebern nachgefragt, wie sie die Investments, Produkte und Versicherer auf ihre Nach­haltigkeitsqualität hin überprüfen.

Ein Artikel von Dr. Alexander Ströhl, AssCompact
Das FNG-Siegel – Der Qualitätsstandard für nachhaltige Geldanlagen
Wer vergibt das Gütezeichen?

Der Initiator und Herausgeber des Gütezeichens, der Fachverband Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG e. V.), gründete bei der Markteinführung des Siegels eine Tochtergesellschaft: die Qualitätssicherungsgesellschaft Nachhaltiger Geldanlagen (QNG mbH). Zuvor hatten verschiedene Stakeholder wie Beraterverbände, Asset Owner, NGOs, ESG-Agenturen, Wissenschaft und Kirchen drei Jahre am Konzept des Siegels gearbeitet. Die Prüfung des Siegels erfolgt extern und unabhängig von der Sustainable Finance Research Group der Universität Hamburg. Begleitet wird der Prüfprozess außerdem von einem Experten-Komitee.

Was beurteilt das FNG-Siegel?

Die ganzheitliche Methodik des FNG-Siegels basiert auf einem Mindeststandard wie der Berücksichtigung von Arbeits- und Menschenrechten, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung gemäß UN Global Compact. Alle Unternehmen des jeweiligen Fonds werden komplett auf Nachhaltigkeitskriterien hin analysiert. Außerdem muss das Produkt eine explizite Nachhaltigkeitsstrategie vorweisen. Tabu sind Investitionen in Atomkraft, Kohleberg­bau, relevante Kohleverstromung, Fracking, Ölsande, Tabak sowie Waffen und Rüstung. Mit rund 100 Fragen werden der Nachhaltigkeits­anlagestil, der Investmentprozess, die dazugehörigen ESG-Research-Kapazitäten und ein eventuell begleitender Engagement-Prozess analysiert und bewertet. Elemente wie Reporting, Kontroversenmonitoring, die Einbindung von Stakeholdern und die Fondsgesellschaft als solche spielen auch eine wichtige Rolle.

Welche Abstufungen existieren innerhalb des Siegels?

Je vielschichtiger und intensiver ein Fonds auf den verschiedenen Fondskomponenten im Sinne der Nachhaltigkeit aktiv ist, umso höher ist seine Nachhaltigkeitsqualität. Das einfache FNG-Siegel drückt einen Mindeststandard aus. Höherwertige Nachhaltigkeitsfonds, die sich in den Bereichen „Glaubwürdigkeit“, „Produktstandards“ und „Portfoliofokus“ (Auswahl- und Dialogstrategie, KPIs) besonders hervorheben, erhalten dann bis zu drei Sterne.

Welche Zielgruppe spricht das Siegel an?

Das Siegel ist eine Orientierungshilfe für Anleger, sowohl für Kleinanleger als Selbstentscheider als auch für Finanzprofis, die zum Beispiel als Dachfonds-Manager die externe Due Diligence des FNG-Siegels nutzen möchten. Das Gütezeichen hilft dabei, ernst gemeinte und glaubwürdige Angebote im Bereich nachhaltiger Geldanlagen zu identifizieren. Damit beugt das Siegel Greenwashing vor.

NATIVE – Der Versicherungs­vergleich zur Nachhaltigkeit
Wer vergibt das Gütezeichen?

Ideengeber und Projektträger des bis Februar 2022 durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes ist die Greensurance Stiftung | Für Mensch und Umwelt gemeinnützige Gesellschaft mbH. Der methodische Ansatz und die Kriterien wurden maßgeblich durch die Hochschule für Technik, Stuttgart, und einen mit Experten der Sustainable Finance besetzten Nachhaltigkeitsbeirat entwickelt.

Was beurteilt NATIVE?

Die Beurteilung von Nachhaltigkeitsleistungen der Kompositversicherungen erfolgt entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Neben den klassischen ESG-Faktoren hat NATIVE einen starken Fokus auf die Kapital­anlage und den Bereich Produkt und Schaden gelegt. Die Leistungen der Versicherungen wurden anhand von über 300 Indikatoren auf Basis öffentlich verfügbarer Informationen (u. a. Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte, Versicherungswebseiten) sowie mittels eines von den Versicherern beantworteten Online-Fragebogens bewertet.

Welche Abstufungen existieren innerhalb des Rankings?

NATIVE ist ein Ranking, welches die Nachhaltigkeitsleistungen von Sachversicherungen vergleicht. Derzeit arbeitet das Stiftungsteam am Aufbau eines NATIVE-Siegels für nachhaltige Versicherungen und einzelne Versicherungsprodukte, um noch bessere Orientierung bei der Auswahl einer Versicherung zu geben.

Welche Zielgruppe spricht das Ranking an?

Verbrauchern, Maklern und Interessierten fehlen Zeit und Know-how, um Versicherungen in Bezug auf Nachhaltigkeit bewerten zu können. Durch das NATIVE-Rating, welches kostenfrei auf der Webseite www.native-rating.de zur Verfügung steht, kann die Versicherung nach den individuellen ESG-Präferenzen ausgesucht werden. Versicherer soll es motivieren, transparenter zu berichten und ihre Nachhaltigkeitsleistungen in Bezug auf das Produktangebot bzw. Schadenmanagement weiter zu verbessern. Für Makler steht mit dem NATIVE-PRO-Portal ein tiefergehendes Analyse-Tool zur Bewertung der ESG-Leistungen zur Verfügung.

Assekurata: Das Versicherer-Nachhaltigkeitsrating
Wer vergibt das Gütezeichen?

Das Rating ist Ergebnis eines zweijährigen Entwicklungsprozesses. Dazu hat das Analysehaus Assekurata mehrere Versicherer als Entwicklungspartner eingebunden, um Feedback zu den Bewertungskriterien zu geben. Außerdem wurden weitere Stakeholder wie Vertriebe, Endkunden, Verbände und NGOs konsultiert. Bei der Durchführung des Nachhaltigkeitsratings geht die Bewertung des Analyseteams zunächst als Vorschlag an das Rating-Komitee, das als Expertengremium für die Beschlussfassung zuständig ist. Dieses Gremium ist mehrheitlich extern besetzt und besteht aus ausgewiesenen Nachhaltigkeitsfachleuten aus Wissenschaft und Praxis.

Was beurteilt das Assekurata Nachhaltigkeitsrating?

Assekurata legt in der Ratingmethodik ein breites Nachhaltigkeitsverständnis zugrunde, bei dem alle drei ESG-Dimensionen der Nachhaltigkeit betrachtet werden. Das Rating wurde speziell für Versicherer entwickelt und orientiert sich an deren Wertschöpfungskette. Es lässt sich in vier Teilqualitäten gliedern. Schwerpunkte bilden die beiden Teilqualitäten Kapitalanlage und Produktmanagement/Risikotransfer, weil Versicherer darüber eine große Nachhaltigkeitswirkung entfalten können. Der Geschäftsbetrieb, zu dem auch die CO2-Emissionen am Standort und der Umgang mit den Mitarbeitern zählen, sowie das Rahmenwerk, unter dem Themen wie Nachhaltigkeitsstrategie und -organisation gebündelt werden, bilden die weiteren Teilqualitäten.

Welche Abstufungen existieren innerhalb des Ratings?

Die Ratingskala umfasst insgesamt 13 Bewertungsstufen und reicht von AAA (exzellent) bis D (ungenügend).

Welche Zielgruppe spricht das Rating an?

Durch die umfassende Perspektive richtet sich das Rating nicht nur an Investoren, sondern auch an Verbraucher, Vermittler sowie die Öffentlichkeit. Interessenten bietet das Rating eine Experteneinschätzung zur Nachhaltigkeitsambition und -performance, die sie bei der Auswahl des Versicherers berücksichtigen können.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 08/2022, S. 102 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Olivier Le Moal – stock.adobe.com