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30. November 2021
Großschäden: „Immer mehr Makler schalten uns ein“

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Großschäden: „Immer mehr Makler schalten uns ein“

Großschäden: „Immer mehr Makler schalten uns ein“

Um welche Sparten und um welche Branchen dreht sich das Gerangel am intensivsten?

Wir betreuen in erster Linie Sachschäden in allen Branchen. Das beginnt beim kleinen Leitungswasserschaden im Hausratbereich mit 50.000 Euro über mittlere Schäden bei Photovoltaikanlagen im Bereich Elektronikversicherung oder Bauleistungsschäden im Hoch- und Tiefbau bis hin zu enormen Großschäden – meist sind das Feuer- oder Überschwemmungsschäden. Hier geht es immer um die Existenz. Die Branche an sich spielt im Grunde genommen keine Rolle.

Die Versicherer behandeln den Feuerschaden bei einem Bauernhof mit 3 Mio. Euro genauso intensiv und umfassend wie den Überschwemmungsschaden bei einem großen Metallbauer mit 5 oder 100 Mio. Euro. Tatsache ist, dass die Obliegenheiten, Sicherheitsvorschriften und Auflagen bei den Feuerverträgen am umfangreichsten sind. Damit kommen hier die größten Fallstricke in der Schadenabwicklung zum Tragen.

Die Sanierung der Verträge, wie es so schön heißt, soll bald abgeschlossen sein, sagt man. Erwarten Sie dann auch wieder ein anderes Verhalten in der Schadenregulierung?

Ehrlich gesagt nein. Die restriktive Regulierungs­praxis beobachten wir schon seit Jahren. Die Versicherer haben in ihren Schadenabteilungen massiv aufgerüstet. Zudem haben wir den Eindruck, dass erheblicher Druck von der Aktionärsseite gegeben ist.

Welche Möglichkeiten hat ein sagen wir mittel­ständischer Makler überhaupt, sich hier für seinen Kunden einzusetzen?

Insbesondere der mittelständische Makler stößt in der Praxis relativ schnell an seine Grenzen. Anders als die ganz Großen der Branche können es sich die Mittelständler im Grunde genommen nicht leisten, eine eigene Schadenabteilung aufzubauen. Hinzu kommt, dass der Makler auch ein wenig zwischen den Stühlen sitzt. Rein rechtlich steht er im Lager des Versicherten. In der Praxis muss der Makler aber damit rechnen, dass bei einer „nachhaltigen“ Schadenregulierung der Versicherer für das versicherte Portfolio des Maklers Probleme macht, wenn es darum geht, Deckungsprobleme zu lösen und Kapazitäten aufrechtzuerhalten. Das gilt in der aktuellen Marktphase natürlich umso mehr.

Sie verweisen an der Stelle auch auf Haftungsfragen, die sich daraus für Makler ergeben. Erklären Sie uns das bitte näher.

Wie gesagt, der Makler steht rein rechtlich auf der Seite des Kunden. Damit muss er dafür sorgen, dass sein Versicherter – insbesondere – in der Schadenabwicklung so beraten wird, dass dessen Interessen umfassend und unangreifbar durchgesetzt werden. Aufgrund der verhältnismäßig geringen Anzahl von Großschäden, die auch bei einem größeren Bestand auftreten, sind die meisten Maklerhäuser weder fachlich noch organisatorisch in der Lage, den Schadenabteilungen der Versicherer Paroli zu bieten und die Interessen ihres Versicherten durchzusetzen.

Nun belastet, wie schon angedeutet, das Verhalten mancher Versicherer die Beziehung zum Makler. Welche Strategien kann ein Makler verfolgen, um seinen Kunden doch noch zum Ziel zu führen?

Das ist ein Dilemma, aus dem der Makler gar nicht so einfach rauskommt. Eigene Schadenabteilungen aufzubauen, womöglich noch für alle wesentlichen Sparten, scheitert in der Praxis meist an finanziellen Mitteln. Einen Ausweg bietet die Auslagerung auf externe Beratungsgesellschaften mit Spezialisierung auf Schaden­management. Das hat mehrere Aspekte. Zum einen wird der Schadenexperte die Schadenabwicklung so durchführen, wie es nach Vertrag, Gesetz und Rechtsprechung erforderlich ist. Zum anderen wird dadurch die gute Beziehung zwischen Makler und Versicherer nicht belastet. Und drittens werden dadurch Haftungsfallen durch eine möglicherweise nicht ausreichende fachliche Abwicklung vermieden.

 
Ein Interview mit
Konrad Hahn