Das globale Geldvermögen ist mit einem Zuwachs von 10,4% bereits zum dritten Mal in Folge zweistellig angestiegen. Das belegt der „Global Wealth Report“ der Allianz, der das Geldvermögen und die Verschuldung der privaten Haushalte in fast 60 Ländern analysiert. Insgesamt betrug das globale Geldvermögen 2021 233 Bio. Euro. Allerdings: Der finanzielle Wohlstand der Weltbevölkerung ist weiterhin sehr ungleich verteilt. So kontrollieren 2021 die reichsten 10% der Weltbevölkerung – rund 560 Millionen Menschen – über 86% des Nettovermögens, während die untere Hälfte der Weltbevölkerung – rund drei Milliarden Menschen – nicht einmal 1% des Vermögens besaßen. „Die Reichen werden immer reicher, wenn auch langsamer“, bilanziert daher der Report.
USA reichste Gesellschaft, Deutschland auf Rang 18
In der Allianz-Rangliste der reichsten Gesellschaften stehen die USA mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Nettovermögen von 259.000 Euro an der Spitze, gefolgt von der Schweiz mit 237.000 Euro und Dänemark mit 183.000 Euro. Deutschland rangiert mit einem durchschnittlichen Nettovermögen seiner Bürger in Höhe von 69.000 Euro auf Platz 18, direkt hinter Italien (71.000 Euro) und Frankreich (72.000 Euro). Dieses berechnete Nettogeldvermögen ergibt sich aus dem Brutto-Geldvermögen (Bargeld und Bankeinlagen, Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionsfonds, Wertpapiere sowie sonstige finanzielle Forderungen) abzüglich der bestehenden Schulden. Mit Blick auf das regionale Wachstum des Nettovermögens stechen drei Regionen heraus: Asien (ohne Japan) (+11,3%), Osteuropa (+12,2%) und Nordamerika mit +12,5%.
Aktienmarktboom als Wachstumsmotor
Hauptwachstumstreiber war laut Report der Aktienmarktboom, auf den ungefähr zwei Drittel des Zuwachses 2021 zurückgingen und der dazu führte, dass die Vermögensklasse „Wertpapiere“ um 15,2% zulegte. Versicherungen und Pensionen konnten weltweit um 5,7% zulegen. Indes blieben die Ersparnisse auf hohem Niveau. Sie erreichten 2021 4,8 Bio. Euro und lagen damit 40% über dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Der Anteil von Bankeinlagen war mit 63,2% darin die mit Abstand populärste Vermögensklasse. Versicherungen und Pensionen (17,4%) sowie Wertpapiere (15,5%) konnten in der Gunst der Anleger zwar gewinnen, waren aber nach wie vor deutlich kleiner.
Deutschland: Bankeinlagen bleiben beliebteste Sparform
Das Brutto-Geldvermögen der deutschen Haushalte wuchs laut den Allianz-Experten 2021 mit einer Rate von 8,5% – der stärkste Zuwachs seit der Jahrtausendwende. Der Hauptgrund für diese Entwicklung lag in der Vermögensklasse „Wertpapiere“, die um außerordentlich hohe 20,5% zulegte. „Auch wenn dies in erster Linie auf die boomenden Aktienmärkte zurückging, spielte das veränderte Sparverhalten auch eine Rolle“, erläutert der Global Wealth Report diese Dynamik. Insgesamt erwarben deutsche Sparer Aktien und Investmentfonds in Höhe von 135 Mrd. Euro, eine Steigerung um 53% gegenüber dem bereits starken Jahr 2020. Damit betrug der Anteil der Kapitalmarktprodukte an frischen Spargeldern 35%. Nur zu Zeiten des „Neuen Marktes“ Ende der 1990er, Anfang der 2000er-Jahre lag dieser Anteil noch höher, so die Allianz. Die beliebteste Sparform der Deutschen blieben allerdings 2021 weiterhin die Bankeinlagen mit einem Zuwachs von 147 Mrd. Euro Die restlichen frischen Ersparnisse von 100 Mrd. Euro flossen in Versicherungen und Pensionen.
Allianz: „2021 bedeutet das Ende einer Ära“
Und was erwarten die Allianz-Experten für das Jahr 2022? Das globale Geldvermögen werde um mehr als 2% zurückgehen, was der erste nennenswerte Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008 wäre. Und im Gegensatz zur Finanzkrise, auf die eine relativ schnelle wirtschaftliche Erholung folgte, seien diesmal auch die mittelfristigen Aussichten schlecht, heißt es im Bericht. „2021 bedeutet das Ende einer Ära“, resümiert daher Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz. „Die letzten drei Jahre waren außergewöhnlich, ein wahrer Geldsegen für die meisten Sparer“ , so Subran. Die Inflationskrise stelle nun den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf die Probe. Die Politik stehe vor der enormen Herausforderung, die Energiekrise zu meistern, die grüne Transformation zu sichern und Wachstum zu schaffen – während zugleich die Geldpolitik kräftig auf die Bremse trete. Und in realer Rechnung – also unter Berücksichtigung der Inflation – könnten die Haushalte weltweit laut Global Wealth Report in diesem Jahr sogar ein Zehntel ihres Vermögens einbüßen. (as)
Bild: © Franz Pfluegl – stock.adobe.com
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