Das Marktforschungs- und Beratungsinstitut HEUTE UND MORGEN hat Ergebnisse des aktuellen „Gewerbekunden-Check Assekuranz 2024“ vorgelegt. Hierfür wurden Versicherungsentscheider aus 1.500 Unternehmen in Deutschland mit bis zu 100 Beschäftigten befragt. Demnach hat sich die Zahl der abgeschlossenen Verträge mit Blick auf die rund 3,3 Mio. Betriebe dieser Größenklasse in den vergangenen fünf Jahren stabil und positiv entwickelt. 2024 waren es 5,5 Verträge je Unternehmen, im Jahr 2020 waren es 5,2. Marktführer ist laut Studie nach wie vor die Allianz gefolgt von AXA, R+V, ERGO, Gothaer und vielen weiteren Anbietern.
Maklerbetreute Firmen meist bei drei Gesellschaften versichert
Die am häufigsten abgeschlossene Gewerbepolice ist die Betriebshaftpflicht- bzw. Berufshaftpflichtversicherung (98%) vor der Kfz-Versicherung bzw. Fuhrparkversicherung (89%), der Rechtsschutzversicherung (77%) und der Inventarversicherung (72%). Firmen, die von Versicherungsvertretern betreut werden, sind im Schnitt bei zwei Gesellschaften versichert, maklerbetreute Gewerbekunden kommen auf drei Versicherer.
Potenzial von Cyberschutz bei kleineren Unternehmen
Langfristig positive Entwicklungstrends machen die Marktforscher vor allem bei Cyberversicherungen und Gruppenversicherungen in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV) aus. Im Bereich Cyber liegt die aktuelle Marktabdeckung unter KMU bei 22% gegenüber 14% im Jahr 2020. Das Wachstum bei Cyberversicherungen hat sich 2024 erstmals nicht fortgesetzt. Deshalb sollte der Fokus hier zukünftig stärker auf die Potenziale in kleinen Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten liegen, so die Experten von HEUTE und MORGEN. Große Affinität für Cyberversicherungen hätten vor allem Unternehmen, die mit sensiblen Daten arbeiten. Bei Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern beispielsweise habe bereits jedes zweite Unternehmen einen Cyberschutz abgeschlossen.
bKV im Aufwind, Luft nach oben hingegen im Bereich bAV
Während der bKV-Anteil von 12% im Jahr 2020 auf 15% gestiegen ist, zeigt sich in der bAV ein anderes Bild: Im Fünfjahrestrend ist die Verbreitung von 44% im Jahr 2020 auf nun 36% gesunken. Vor allem für kleine Unternehmen sei die bAV oft keine attraktive Option mehr und konkurriere zudem mit anderen Lohnzusatzleistungen. HEUTE UND MORGEN zufolge weist der Gewerbekunden-Check Assekuranz insbesondere auf ein Vertriebsproblem hin. So sei lediglich jedes dritte Unternehmen ohne bAV bereits von einem Versicherungsberater auf das Thema angesprochen worden.
„Das Gewerbekundengeschäft benötigt für die kommenden Jahre neue Wachstumsimpulse“, erklärt Axel Stempel, Geschäftsführer bei HEUTE UND MORGEN. „Gerade in der betrieblichen Altersvorsorge bedarf es grundlegender Neuausrichtungen in der Produktarchitektur und der Vertriebskommunikation.“
Ausschließlichkeit kann zulegen
54% der kleinen und mittleren Unternehmen wird aktuell von einem Ausschließlichkeitsvertreter betreut – dies bedeutet eine Zunahme um 8 Prozentpunkte. Der Maklervertrieb muss dagegen etwas Federn lassen, bleibt aber weiterhin eine relevante Größe. Unbetreut in Sachen Gewerbeversicherung sind derzeit 7% der Unternehmen.
Weniger persönliche Kundentermine
Wie die Auswertung weiter zeigt, finden weniger persönliche Kundentermine statt. So hatten im vergangenen Jahr nur noch 71% der Firmen einen persönlichen Termin mit ihrem Versicherungsvertreter – das waren 11 Prozentpunkte weniger als im Jahr 2020. Zwar nimmt die Online-Affinität der Gewerbekunden zu, laut HEUTE UND MORGEN werde dies in Bezug auf Kundenportale aber erst selten handlungswirksam. So nutzen Gewerbekunden die Portale von Versicherern noch selten. Die Erfahrungen damit sind oft nicht gut oder die Nutzungshürden erscheinen den Kunden zu hoch. Grundsätzlich wünschen aber 72% der befragten Gewerbekunden, den Bearbeitungsstatus ihrer Anliegen in einem Kundenportal sehen zu können.
Makler punkten in Sachen Video-Calls
Perspektivisch muss der AO-Vertrieb aufpassen, seine starke Position im Zuge der Digitalisierung und dem Wandel der Kommunikationswegen nicht wieder zu verspielen. Denn der Maklervertrieb präsentiert sich hier oft dynamischer und fortschrittlicher – was etwa die Etablierung von Video-Calls in der Kundenkommunikation angeht. Waren 25% der maklerbetreuten Unternehmen im vergangenen Jahr per Video-Call in Kontakt mit ihrem Vermittler, waren dies bei den vertreterbetreuten Firmen nur 15%.
Maklerversicherer haben bei Kundenbindung das Nachsehen
Zu den relevantesten Faktoren für die Kundenbindung von Unternehmen an ihren Gewerbeversicherer zählen die Erfahrungen mit dem betreuenden Ausschließlichkeitsvertreter und der Schadenregulierung. Folglich würden Maklerversicherer in der Tendenz eine geringere Kundenbindung aufweisen als Versicherer mit Vertriebsfokus auf den AO-Kanal, wie HEUTE UND MORGEN mitteilt. Denn die Zufriedenheit mit der Betreuung durch den Vertreter im Schnitt sei höher ausgeprägt ist als durch den Makler.
Doch beide Kanäle haben etwas gemeinsam: Vor allem kleine Unternehmen bis 20 Mitarbeiter – die zahlenmäßig mit Abstand den größten Anteil der deutschen Unternehmenslandschaft ausmachen – sind oft unzufriedener mit der Betreuung in puncto Versicherungen als größere Firmen. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass bei passender Betreuung der Prämienhöhe für die Kundenbindung eine nachgelagerte Relevanz zukommt.
Gewerbekunden wechseln Versicherer eher nicht wegen des Preises
Den klassischen Preiswechsler wie im Privatkundenbereich etwa bei Kfz-Versicherungen gibt es unter Gewerbekunden übrigens (noch) äußerst selten.
„Der Gewerbekundenmarkt bleibt für die Versicherer auch zukünftig ein attraktives, gleichwohl komplexes Geschäftsfeld“, fasst Wolfram Martin zusammen, Senior Projektleiter bei HEUTE UND MORGEN. „Die Nase vorn werden die Anbieter haben, die kundenspezifische Lösungen, Beratungsstärke, Branchenexpertise und aktive Kundenansprache überzeugend zu vereinen wissen“, so Martin abschließend. (tik)
Bild: © Wasi – stock.adobe.com
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