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16. Januar 2024
Gen Z zwischen Mythos und Realität in Zeiten des Fachkräftemangels

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Gen Z zwischen Mythos und Realität in Zeiten des Fachkräftemangels

Gen Z zwischen Mythos und Realität in Zeiten des Fachkräftemangels

Über die Gen Z gibt es aktuell viele Vorurteile. Doch es gibt auch einige sogar wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse, die helfen, diese Generation noch besser zu verstehen. Wer die Jungen ernst nimmt, ihnen Vertrauen schenkt und es wagt, Muster zu durchbrechen, könnte überrascht werden.

Ein Artikel von Dr. Linda Dahm Sozialwissenschaftlerin, Beraterin, Trainerin und Coach, Fokus: Personal- und Organisations­entwicklung, gesunde Führung und Gesundheitsmanagement, Resilienz, und Sebastian Heithoff, Versicherungsfachwirt, Branchenkind in 2. Generation, Inhaber von Heithoff Consulting mit Fokus auf Positionierung und Kommunikation im Versicherungsvertrieb

„Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch die Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.“

Das Bild in der Öffentlichkeit

Das Sokrates zugeschriebene Zitat über die Jugend der Antike könnte ebenso eine Generation beschreiben, die heute wie kaum eine andere in der öffentlichen Diskussion steht: die Generation Z, kurz Gen Z oder auch Zoomer genannt. Diese zwischen 1995 und 2010 Geborenen polarisieren: Die einen beschimpfen sie als faule, (viel zu) anspruchsvolle Job-Hopper, die anderen feiern sie als „Heilsbringer in den Bereichen Nachhaltigkeit, Digitalisierung oder auch Diversität und betrachten sie als größte Chance für den Arbeitsmarkt. Wie so häufig, liegt die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte“ (Esmailzadeh 2023, S. 74).

Wenige Fakten

In ihrem Buch „Von Quotenfrauen und alten weißen Männern – Schluss mit Vorurteilen in der Arbeitswelt“ beschreibt die junge Microsoft Top-Managerin Annahita Esmailzadeh, wie verbreitet Vorurteile sind und welche Mechanismen dazu führen, dass wir Menschen nur allzu leicht in Schubladen sortieren. Mit Martin Seiler, Vorstand Personal und Recht der Deutsche Bahn AG, sind wir der Meinung: „Niemand gehört in eine Schublade, außer Socken“ (zitiert nach Esmailzadeh 2023).

Deshalb orientieren wir uns an den Fakten: Mit 14% Anteil an der Gesamtbevölkerung stellen die zwölf Millionen Mädchen und Frauen, Jungen und Männer eine zentrale Säule des (zukünftigen) Arbeits­marktes dar. Insofern ist es unabdingbar, fernab von Vorurteilen genauer hinzuschauen und zu fragen: Was kennzeichnet diese Generation tatsächlich und was gilt es, als Arbeitgeber zu beachten?

Spätestens seit den „Sinus-­Milieu-Studien“ wissen wir, dass es „die“ Jungen, Alten, Reichen und so weiter nicht gibt. Menschen unterscheiden sich nicht nur in ihrer Herkunft, ihrem Alter oder Einkommen, also ihrer „Sozio-Demografie“, sondern auch in ihrer „Psychografie“, in ihren Vorlieben und in ihrem Lebensstil. Und dies gilt auch für die Gen Z. Insofern bezeichnet der etablierte Generationenforscher Rüdiger Maas bereits die Zuschreibung Gen Z als populärwissenschaftliche Einteilung: „Vorurteile treffen per se nur bedingt zu, sie sind ja Vor-Urteile. Ich höre je nach Akteur und Erhebungsdesigner so viel Verschiedenes, was die Gen Z alles sein soll. Geht man in das Datenmaterial, wird schnell klar, dass vieles, was behauptet wird, so gar nicht messbar und abbildbar ist“ (zitiert in Esmailzadeh 2023, S. 78 f.). Und zu Recht weist Annahita Esmailzadeh darauf hin, dass in der öffentlichen Diskussion oftmals die besonders gut Qualifizierten und auch sozioökonomisch Privilegierten im Fokus stehen. Auch das führt zu einem verzerrten Bild.

Fakt ist: Die Gen Z sind die „Digital Natives“, die mit dem Internet und Social Media groß geworden sind. Rüdiger Maas räumt hier mit positiven Vorurteilen auf: „Wir [sehen] eine Zunahme am Anspruchsverhalten bezogen auf Content, Zeit und Darstellung. […] Wir sehen aber keinen direkten Anstieg an größerem Digitalwissen, sondern nur eine höhere Nutzungsdauer. Also kurz gesagt, die Jungen sind länger im Netz, können dadurch aber nicht automatisch besser programmieren.“ (ebd. S. 79) Maas führt weiter aus, dass die Zoomer toleranter aufwachsen und gleichzeitig ignoranter seien. „Wir haben eine Steigerung des Moralanspruchs, aber auch gleichzeitig einen höheren Empathieverlust“ (ebd. S. 77). Bleiben wir weiter bei den Fakten: Laut Statista 2023 online legen die 14- bis 27-Jährigen großen Wert auf Freunde und enge Beziehungen, Freude am Leben, Abenteuer, Abwechslung und Spannung. Weniger wichtig als anderen Generationen ist ihnen, für die Familie da zu sein, und oft verkannt: Sie legen viel mehr Wert auf materiellen Wohlstand als die älteren Generationen Gen Y und Gen X.

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Ein Artikel von
Dr. Linda Dahm
Sebastian Heithoff