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16. Oktober 2023
GDV-Ausblick in nächste Jahrzehnte: Bevölkerung altert, Versicherungsmarkt wächst

GDV-Ausblick in nächste Jahrzehnte: Bevölkerung altert, Versicherungsmarkt wächst

Trotz des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Alterung der Bevölkerung gehen das International Center for Insurance Regulation und der GDV davon aus, dass die Nachfrage nach Versicherungen hoch bleiben wird. Zwar müssen einige Sparten auch mit einem Rückgang der Prämien rechnen, insgesamt zeigt sich aber, dass die nächsten Jahrzehnte für Versicherungen wohl eher durch positive Effekte bestimmt sein werden.

Im Auftrag des GDV beschäftigt sich das International Center for Insurance Regulation (ICIR) mit den Folgen des demografischen Wandels auf die Nachfrage nach Versicherungen. Ein wichtiges Ergebnis: Trotz des demografischen Wandels bleibt die Nachfrage nach Versicherungsleistungen auf mittlere Sicht hoch.

Prämieneinnahmen dürften auf 140 Mrd. Euro wachsen

Demnach wird der deutsche Versicherungsmarkt in den nächsten Jahrzehnten wachsen, und zwar obwohl die Bevölkerung immer älter wird. Die Prämieneinnahmen könnten laut Studie bis zum Jahr 2040 allein wegen des demografischen Effekts um real 10% auf 140 Mrd. Euro wachsen.

„Positive Effekte für Versicherungssektor überwiegen“

GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen sagt: „Die Alterung der Bevölkerung bedeutet für einige Sparten Einbußen. Die positiven Effekte für den Versicherungssektor überwiegen jedoch.“ Auch gewinnt der Sektor an der Gesamtwirtschaft immer mehr an Bedeutung: „Der Anteil der Versicherungsprämien am Bruttoinlandsprodukt wird voraussichtlich von 4,1 auf 4,7% klettern“, so Asmussen.

Kranken- und Pflegeversicherungen werden Zugewinne machen

Kranken- und Pflegeversicherungen werden beispielsweise Zugewinne vorausgesagt. Aufgrund des demografischen Effekts bis 2040 könnte das Beitragswachstum hier fast 60% betragen — ausgehend von etwa 50 Mrd. Euro. In der Statistik werden Kranken- und Pflegeversicherungen mit Unfall- und Berufsunfähigkeitspolicen in einer Rubrik unter „Private Krankenversicherung“ zusammengefasst. „Die Zahl der älteren Menschen steigt. Und sie leben auch immer länger. Damit wächst der Bedarf an Pflege und medizinischer Betreuung und den entsprechenden Absicherungslösungen“, sagt Asmussen.

Bereich Lebensversicherung: Rückgang der Prämien, aber nicht bei privaten Rentenversicherungen

Bei den Lebensversicherungen werden der Studie zufolge allerdings eher Einbußen vermutet. Auch hier wird als Grund die Alterung der Bevölkerung genannt. Der Bereich „Lebensversicherung“ besteht aus privater Rentenversicherung, kapitalbildender Lebensversicherung und Risikolebensversicherung. Die Studienautoren gehen bis 2040 von einem demografiebedingten Rückgang der Prämien von 48,5 Mrd. Euro (2018) um rund 5% aus. „Weniger Beschäftigte bedeuten schlichtweg auch, dass weniger Menschen privat vorsorgen“, sagt Asmussen.

Die Entwicklung innerhalb dieser Gruppe wird jedoch unterschiedlich vorausgesagt. Zum einen wird die kapitalbildende Lebensversicherung der Studie gemäß wohl stark an Bedeutung verlieren. Zum anderen klettert die Nachfrage nach privaten Rentenversicherungen bis 2040 wohl um 40% nach oben.

Politische Rahmenbedingungen könnten Beiträge verändern

Alexander Ludwig, Leiter des ICIR und Mitautor der Studie, meint, dass die Beiträge bei einer Änderung der politischen Rahmenbedingungen etwas weniger sinken könnten. „Sollte das Renteneintrittsalter beispielsweise an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, würde sich der alterungsbedingte Prämienrückgang im Lebensbereich auf circa 3% abschwächen.” Die Menschen würden dann länger Einkommen beziehen und könnten so auch mehr für ihre private Altersvorsorge tun, so Ludwig weiter.

Optimistischeres Szenario: Versicherungsprämien könnten um 15% steigen

Für die Studie haben Ludwig und sein Team ein Prognosemodell entwickelt, das die Entwicklung der Bevölkerung und der Einkommen berücksichtigt sowie die Änderungen im Nachfrageverhalten – basierend auf der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes, die zuletzt 2018 erhoben wurde. Daher dient das Jahr 2018 auch als Basis für die Untersuchung. „Die Werte sind keine Prognose für das Versicherungsgeschäft insgesamt. Sie beziffern nur den Effekt, den die demografische Entwicklung darauf haben könnte“, so Ludwig.

In dem Basisszenario gehen die Wissenschaftler von einem leichten Rückgang der Bevölkerung auf 80 Millionen bis 2040 aus. Das Geburtendefizit wird darin teilweise durch Zuwanderung ausgeglichen, der Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung fällt trotzdem von 60 auf 53%. Das verfügbare Einkommen der Haushalte wird im Basisszenario in realen Größen deutlich kleiner. Das liegt daran, dass die Rentner, deren Zahl steigen wird, ein geringeres Einkommen haben als Erwerbstätige. Diese werden wiederum durch höhere Sozialversicherungsbeiträge stärker belastet.

In einem optimistischeren Szenario, mit etwas mehr Zuwanderung oder einer höheren Geburtenrate, könnten die Versicherungsprämien insgesamt um 15 statt 10% steigen, heißt es vom GDV. (lg)

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