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31. Oktober 2023
Frauenanteil in Vorständen auf 17,4% gestiegen
Frauenanteil in Vorständen auf 17,4% gestiegen

Frauenanteil in Vorständen auf 17,4% gestiegen

Es gibt noch viel zu tun, bis die Frauen- und Männeranteile in Vorständen und Aufsichtsräten sich ausgleichen, auch wenn die AllBright Stiftung der Entwicklung innerhalb des letzten Jahres eine gute Dynamik zuschreibt. Denn: Viele Unternehmen holen Frauen in die Vorstände – oft aber nur eine.

Die AllBright Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und Berlin, die sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft stark macht. Sie hat nun den AllBright Herbstbericht 2023 herausgegeben, in dem der Frauenanteil in DAX-Unternehmen untersucht wurde. Jedes Jahr werden rund 100 Vorstandsposten in den 160 Börsenunternehmen neu besetzt.

Frauenanteil in den Vorständen: 17,4%

Laut AllBright gibt es bei der Erhöhung des Frauenanteils in den Vorständen der 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen weiterhin eine gute Dynamik. Zwischen September 2022 und September 2023 neubesetzte Vorstandspositionen gingen zu 37% an Frauen. Das bedeutet, dass es nun erstmals weniger Unternehmen mit rein männlich besetzten Vorständen (66) als Unternehmen mit Frauen im Vorstand (94) gibt, so die Stiftung. Ein großes "Aber" kommt trotzdem, denn bei 71 der Unternehmen sitzt nur eine einzige Frau im Vorstand. So ist der Frauenanteil in den Vorständen mit 17,4% auch weiterhin sehr gering.

„Es gibt noch viel zu tun!“

Auf Anfrage von AssCompact sagt Andrea Brock, General Managerin bei QBE Europe, Direktion für Deutschland, basierend auf der aktuellen AllBright-Stiftungsstudie: „Auch wenn wir in Summe einen leichten Anstieg von Frauen im C-Level-Bereich von DAX-Unternehmen sehen (um 3,2 Prozentpunkte auf 17,4%), ist der Trend auf dem CEO-Level leider rückläufig. Weiterhin wird auch im C-Level-Bereich nach der ‚Thomas-Schablone‘ rekrutiert – hier wurde unter anderem abgestellt auf Geschlecht, Herkunft, Geburtsjahrgang und Bildungsgrad. Mit dem durchschnittlichen Tempo für Veränderung der vergangenen fünf Jahre würde es nach aktuellem Stand noch 18 Jahre dauern, bis wir einen Frauenanteil von 50% in den Führungsgremien von DAX-Unternehmen erreichen. Wenn wir die Ausganglage der gesamten Wirtschaft auf die Versicherungswirtschaft anwenden würden, wäre der Startpunkt bereits geringer – im Jahr 2019 lag der Anteil von Frauen im C-Suite-Non-Life-Bereich gerade mal bei 12,6%. Es gibt also noch viel zu tun!“ ‚Thomas-Schablone‘ deswegen, weil Thomas laut der Studie der AllBright Stiftung seit vielen Jahren der häufigste Name in den Vorständen ist. Dort heißt es: „Die CEOs umgeben sich noch immer bevorzugt mit etwas jüngeren Spiegelbildern ihrer selbst; so ist eine Art ‚Thomas-Kreislauf‘ entstanden, in der neue Vorstandsmitglieder nach der Schablone der schon vorhandenen Vorstandsmitglieder rekrutiert werden.“

Zweitstärkster Zuwachs im Laufe eines Jahres

Zwischen September 2022 und September 2023 erhöhte sich der Frauenanteil in den Vorständen der 160 an der Frankfurter Börse notierten Unternehmen um rund 3 Prozentpunkte. Bisher ist dies der Stiftung zufolge der zweitstärkste Zuwachs im Laufe eines Jahres. Dieser gehe vor allem auf die 50 MDAX-Konzerne zurück, die hier um gut 5 Prozentpunkte zulegen konnten, heißt es weiter. Im MDAX ist die Konkurrenz um Vorständinnen besonders groß, dort holten zuletzt viele Unternehmen eine erste Frau in den Vorstand.

Männeranteil unter Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzenden: 96%

Der Männeranteil bei den Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitzenden in DAX, MDAX und SDAX beträgt jeweils rund 96%. Hier ist die Entwicklung an der Spitze leicht rückläufig. Insgesamt liegt Deutschland beim Frauenanteil in den Vorständen laut AllBright deutlich unter dem Niveau anderer Länder. Ganz vorne sind die USA mit 32,6%, es folgen Großbritannien (29,5%), Frankreich (27,9%) und Schweden (27,2%). Deutschland liegt mit 23,2% im DAX nur noch vor Polen (17,1%, Stand 01.09.2023).

„Eine Frau im Vorstand entwickelt sich gerade zur neuen Norm“

„Viele Unternehmen haben nun eine Frau im Vorstand, das entwickelt sich gerade zur neuen Norm. Dieses Verständnis ist aber bedenklich – wir brauchen einen substanziellen Frauenanteil in den Vorständen, wenn wir insgesamt eine andere Dynamik in den Unternehmen sehen wollen. Da sind die amerikanischen Unternehmen sehr viel weiter und zurzeit die attraktiveren Arbeitgeber“, heißt es von Wiebke Ankersen und Christian Berg, Geschäftsführung der AllBright Stiftung. „In Deutschland gehen zwar inzwischen Unternehmen wie die Allianz, Beiersdorf, Deutsche Telekom, Mercedes Benz oder Zalando mit einem hohen Frauenanteil voran. Wir brauchen aber auch dringend mehr Frauen in den entscheidenden Positionen der Vorstands- oder der Aufsichtsratsvorsitzenden, damit Chancengleichheit nachhaltig in der deutschen Wirtschaft verankert ist.“

Mehr Informationen zu dem Bericht gibt es hier. (lg)

Bild: © Arthur – stock.adobe.com