Das Berliner FinTech N26 hat in ihrer jüngsten Finanzierungsrunde (Series E) frisches Kapital in Höhe von 780 Mio. Euro erhalten. „Das zeigt, wie stark sich Retailbanking in den letzten Jahren verändert hat und bringt uns in eine ausgezeichnete Position, in den nächsten Jahren eine der größten Retailbanken Europas zu werden – komplett digital und ohne Filialen“, erläutert Valentin Stalf, Mitgründer und CEO der Neobank. Die Finanzierung wird von den führenden US-Investoren Third Point Ventures und Coatue Management mit Sitz in New York angeführt. Zusätzlich beteiligen sich die Dragoneer Investment Group und bereits existierende Investoren, wie die digitale Bank in einem Pressestatement bekannt gab. Allerdings hat von den bestehenden Investoren laut N26 keiner Anteile an andere Anleger verkauft (sogenannte „Secondaries“). Laut Expertenkreisen deute das auf ein geringeres Interesse an N26-Beteiligungen bei dieser Kapitalrunde hin, was auch in Verbindung mit den Geschäftsskandalen der Bank stehen könnte.
Marktkapitalisierung steigt auf 7,8 Mrd. Euro
N26 wird mit den Mitteln das Angebot in der digitalen Banking-App weiter ausbauen und die globalen Teams zusätzlich vergrößern. Insgesamt werden in den nächsten Jahren weltweit weitere 1.000 Mitarbeiter mit verstärktem Fokus auf Technologie, Produktmanagement und digitaler Sicherheit eingestellt. Stalf kündigte zudem an, dass N26 auch in osteuropäischen Ländern starten werde. Das neue Kapital solle auch dazu dienen, ein eigenes Trading-Produkt zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, um künftig auch Neobrokern Konkurrenz machen zu können.
Mit dem neuen Kapital kletterte auch der Wert des FinTechs kräftig. Die Marktkapitalisierung wird nun mit rund 7,8 Mrd. Euro angegeben. Die Firma wird damit zum wertvollsten FinTech Deutschlands und zum zweitwertvollsten Start-up. Mit Blick auf die Bankenwelt überholt N26 nun knapp die Commerzbank, die drittgrößte deutsche Geschäftsbank. Deren Marktkapitalisierung liegt laut dem Datendienstleister Bloomberg bei gut 7,7 Mrd. Euro.
BaFin verhängt Wachstumsbremse
Allerdings sorgen zahlreiche Mängel in der Bankgeschäftstätigkeit für Konflikte mit der Aufsichtsbehörde BaFin. Ungereimtheiten gibt es demnach insbesondere bei den Themen IT, Compliance und beim Kampf gegen Geldwäsche, wie auch AssCompact bereits berichtete. Wie die Neobank nun mitteilte, hat die BaFin ihr daher Wachstumsbeschränkungen auferlegt: Sie darf über die nächsten Monate in Europa um maximal 50.000 bis 70.000 Kunden je Monat wachsen – was deutlich unter dem bisherigen Niveau liegt. Co-Gründer Stalf erwartet, dass diese Beschränkung für etwa ein halbes Jahr gelten werde. Außerdem habe die Bank bereits Maßnahmen zur Beseitigung der Mängel ergriffen.
Hintergrund
N26 wurde 2013 gegründet. Das Berliner FinTech gehört zu den sogenannten Smartphonebanken, deren Kernangebot eine Banking-App ist. Gegen traditionelle Banken will sich N26 als digitales Unternehmen vor allem mit einer niedrigeren Kostenbasis und IT-basierten Cloudlösungen durchsetzen, um Dienstleistungen günstiger vertreiben zu können. 2020 hat N26 noch Verluste geschrieben. (as)
Bild: © lovelyday12 – adobe.stock.com
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