Um die Finanzkraft der deutschen Versicherer zu untersuchen, führt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einen jährlichen Stresstest durch. Dabei werden vier Szenarien durchgespielt: Ein isoliertes Rentenszenario in Form eines Kursrückgangs festverzinslicher Wertpapiere um 10%, ein isoliertes Aktienszenario in Form eines Kursrückgangs um 22%, ein kombiniertes Renten- und Aktienszenario sowie ein kombiniertes Aktien- und Immobilienszenario. Bei den Lebensversicherern legten insgesamt 88 Unternehmen entsprechende Stresstests vor. Zwei Unternehmen hatte die BaFin aufgrund ihrer risikoarmen Kapitalanlagen von der Vorlagepflicht befreit. Alle 88 Lebensversicherer erreichten in den vier Szenarien des Stresstests positive Ergebnisse, ohne dass unternehmensspezifische Besonderheiten angerechnet wurden.
Alle Krankenversicherer meistern Tests
Bei den Krankenversicherern bezog die BaFin 42 Unternehmen in die Auswertung ein. Allesamt haben die vier vorgegebenen Stressszenarien bestanden. Darüber hinaus hatte die BaFin 181 Schaden- und Unfallversicherer aufgefordert, ihre Stresstestergebnisse vorzulegen. 174 davon wiesen positive Stresstestergebnisse aus. Damit haben sieben Schaden- und Unfallversicherer den Stresstest in einem oder mehreren Szenarien nicht bestanden. Als Grund hierfür nennt die BaFin in sechs Fällen die vom Stresstestmodell vorgesehene erhöhte Fortschreibung der Sollwerte der dynamischen Größen in Verbindung mit Sondereffekten in den Unternehmen, wo sich die Netto-Beitragseinnahmen oder die Netto-Schadenrückstellung veränderte.
Elf Pensionskassen durchgefallen
Mit allen betroffenen Unternehmen erarbeite die BaFin derzeit Maßnahmen zur Verbesserung der Risikotragfähigkeit oder habe dies bereits getan. In einem Fall resultierte das negative Stresstestergebnis daraus, dass der Versicherer den Mindestgarantiefonds unterschritt. Hier habe die BaFin bereits aufsichtliche Maßnahmen auf den Weg gebracht und mit dem Unternehmen erörtert. Von den 146 unter Bundesaufsicht stehenden Pensionskassen wertete die BaFin 131 Stresstests aus. 120 Pensionskassen wiesen in allen vier Szenarien positive Ergebnisse aus. Drei Pensionskassen haben aber sogar keines der Szenarien bestanden, eine Pensionskasse schnitt in drei Szenarien negativ ab. Drei Pensionskassen schnitten in zwei Szenarien negativ ab. Vier weitere Unternehmen bestanden jeweils ein Szenario nicht.
Bei den elf Pensionskassen mit negativen Ergebnissen handelt es sich um kleinere Pensionskassen. Sie gehören nicht zu den 20 größten Unternehmen der Branche. Eine der elf durchgefallenen Pensionskassen ist seit vielen Jahren für Neuzugänge geschlossen; ein weiteres Unternehmen kürzte 2013 die Leistungen. Bei einem dritten Unternehmen ist 2014 eine Bestandsübertragung geplant. Die Unterdeckungen der aufsichtsrechtlichen Mindestanforderung sind in der Regel sehr gering. Die verbleibenden acht Pensionskassen haben in Absprache mit der BaFin bereits Maßnahmen zur Verbesserung der Risikotragfähigkeit oder zur Erfüllung der Solvabilitätsvorschriften ergriffen oder werden dies 2014 tun. Um die weitere Entwicklung beobachten zu können, wird die BaFin von diesen Kassen unterjährige Stresstests anfordern.
Stresstests dienen als Frühwarnsystem
Der BaFin stehen als Frühwarnsystem verschiedene Instrumente zur Verfügung. Eines davon sind Stresstests. Sie unterstellen eine mögliche, aber nicht sichere Kapitalmarktentwicklung. Besteht ein Unternehmen ein Stresstestszenario unter Beachtung von Bewertungsreserven oder Absicherungsstrategien nicht, so bedeutet dies nicht, dass es seine Verpflichtungen gegenüber den Versicherten aktuell nicht mehr erfüllen kann. Ein negatives Ergebnis im Stresstest ist lediglich als Signal für die verminderte Risikotragfähigkeit eines Versicherungsunternehmens zu verstehen, die es zügig zu beseitigen gilt. Als konkrete Maßnahmen kommen hierfür zusätzliches Eigenkapital, eine Umschichtung der Kapitalanlagen, die Absicherung von Anlagen an den Kapitalmärkten und die Senkung der Überschussbeteiligung in Betracht. (mh)
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