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20. September 2022
Eigenheim selbst für Mittelschicht vielerorts nicht mehr leistbar
Eigenheim selbst für Mittelschicht vielerorts nicht mehr leistbar

Eigenheim selbst für Mittelschicht vielerorts nicht mehr leistbar

In etlichen deutschen Städten können sich Menschen mit mittlerem Einkommen Wohneigentum nicht mehr leisten. Dies zeigt eine Analyse des Immobilienportals immowelt zur Wohnkostenbelastung von Singles bei der Finanzierung einer Wohnung. Besonders in den teuren Metropolen hierzulande ist der Immobilienkauf kaum noch zu stemmen.

Die zuletzt stark gestiegenen Bauzinsen haben für viele potenzielle Immobilienkäufer den Traum vom Eigenheim in weite Ferne rücken lassen. Mittlerweile kann sich selbst die Mittelschicht in vielen deutschen Städten Wohneigentum nicht mehr leisten. Dies geht aus einer Analyse des Immobilienportals immowelt hervor. Dabei wurde die Wohnkostenbelastung von Singles bei der Finanzierung einer 60 m2 großen Wohnung zu den derzeit gängigen Konditionen (10% Eigenkapital zuzüglich Nebenkosten bei 2% Tilgung, 3,5% Zinsen und zehn Jahren Laufzeit) beleuchtet. Mit einem Einkommen von 3.500 Euro brutto bzw. 2.246 Euro netto, was dem bundesweiten Mittel entspricht, müssen Alleinlebende in 56 von 80 Großstädten mehr als 30% ihres Gehalts für die Rückzahlung des Darlehens berappen. Somit beträgt der Anteil allein durch die Darlehensrückzahlung mehr als die empfohlene Wohnkostenbelastung. Die hohen Energiepreise treiben die monatlichen Kosten zusätzlich nach oben. Entspannung scheint nicht in Sicht.

Eigenheim für breite Mittelschicht in weite Ferne gerückt

Nach Einschätzung der Experten von immowelt dürfte der Immobilienkauf für die breite Mittelschicht erstmal kein Thema mehr sein. Insgesamt zwei Drittel der Deutschen verdienen brutto zwischen 2.000 und 5.000 Euro. Diese Gruppe kommt beim Immobilienkauf auf eine monatliche Belastung von mittlerweile mindestens 29%.

Auch für Besserverdiener ist Immobilienkauf vielerorts nicht zu stemmen

Wie die Auswertung von immowelt weiter zeigt, ist auch für Besserverdiener mit einem Bruttoeinkommen von 5.000 Euro der Traum von den eigenen vier Wänden in vielen Städten geplatzt. In 35 Städten übersteigt die Wohnkostenbelastung trotz hohen Einkommens die Marke von 30%. Demzufolge hätten laut immowelt immer mehr Menschen den Wunsch des Eigenheims verworfen. Die veränderte Nachfrage nach Immobilien verdeutliche das. Innerhalb eines Jahres seien die Anfragen auf Kaufimmobilien deutschlandweit um 17% gesunken. Parallel dazu habe sich die Anzahl der Anfragen auf Mietimmobilien um 34% erhöht, wie es von immowelt weiter heißt.

Wohneigentum in München für breite Bevölkerung nicht mehr realisierbar

Vor allem in den hochpreisigen Metropolen, in denen die Kaufpreise während der Nullzinsphase in die Höhe geschnellt sind, kann sich eine breite Bevölkerungsschicht eine Immobilien nicht mehr leisten. In München kostet eine 60 m2 große Wohnung derzeit 554.460 Euro. Dies bedeutet bei den aktuellen Konditionen (2% Tilgung, 3,5% Zinsen für zehnjährige Baudarlehen) bei einer 90%-Finanzierung eine Annuität von 2.287 Euro monatlich. Zudem ist ein Eigenkapital von über 100.000 Euro erforderlich. Selbst für viele Besserverdiener, die in München den größten Teil der Arbeitnehmer ausmachen, sind die Kosten für ein Eigenheim nicht mehr zu stemmen. Bei einem Bruttoeinkommen von 5.000 Euro, was netto 2.994 Euro entspricht, fallen 76% für die Rückzahlung an. Bei Normalverdienern ist die Annuität sogar höher als das Einkommen.

Auch in Hamburg ist Wohnkostenbelastung hoch

München ist zwar das teuerste Pflaster in Deutschland und laut immowelt ein Extrembeispiel, doch auch in Hamburg sehe es nicht viel besser aus. Bei einem Kaufpreis von 398.940 Euro und einer Annuität von 1.646 Euro haben Alleinstehende mit mittlerem Einkommen eine Belastung von 73% zu tragen. Auch bei hohem Einkommen bewegt sich die Wohnkostenbelastung mit 55% im ungesunden Bereich. In Frankfurt ergibt sich ein ähnliches Bild: Normalverdiener müssen 72% vom Nettoverdienst berappen, Besserverdiener 54%. In Berlin liegen die Kaufpreise mit 311.820 Euro zwar deutlich günstiger als in München, Hamburg oder Frankfurt, doch hier sind die Gehälter auch niedriger. Über die Hälfte der Berliner verdient weniger als 4.000 Euro brutto. Für Singles mit mittlerem Einkommen ergibt sich beim Immobilienkauf eine Belastung von 57%.

So sieht es in kleineren Städten aus

Doch nicht nur in den Metropolen ist der Wohnungskauf durch die gestiegenen Bauzinsen unerschwinglich geworden, auch in kleineren Städten fällt eine hohe Belastung an. In Freiburg sind es 63% des Nettoeinkommens von Normalverdienern, die für Tilgung plus Zinsen anfallen, in Heidelberg 62%, in Regensburg und Potsdam jeweils 59%.

Bessere Aussichten im Osten und in NRW

Dagegen bieten der Osten und Teile Nordrhein-Westfalens noch Perspektiven für Wohneigentum. Für Chemnitz hat immowelt eine Wohnkostenbelastung bei Normalverdienern von 18% ermittelt, für Gelsenkirchen 19%. Diese geringere Belastung ist auf die niedrigeren Kaufpreise zurückzuführen, wodurch sich die Mehrkosten infolge der gestiegenen Zinsen noch im Rahmen halten. Ähnlich verhält es sich in Duisburg mit 22% und Magdeburg mit 23%.

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