Dass das Versicherungsportfolio privater Haushalte neben einer Krankenversicherung auf jeden Fall auch eine Privathaftpflichtversicherung (PHV) enthalten sollte, dürfte weithin bekannt sein. Da mag es erstaunen, dass mehr als die Hälfte der Haftpflichtversicherten in Deutschland nicht weiß, welche Schäden durch die PHV standardmäßig abgedeckt sind und welche nicht. Aber genau dies ist das Ergebnis der Trendstudie „Vertrieb von Privathaftpflichtversicherungen: Wissen und Wünsche der Kunden unter der Lupe“ des Marktforschungs- und Beratungsinstituts HEUTE UND MORGEN.
Informationsbedarf muss gedeckt werden
Demnach wartet auf Produktgeber und Vertrieb viel Arbeit, wenn es um Informationsweitergabe in einfach verständlicher Weise geht. Denn nur, wenn sie richtig darüber informiert seien, welche Risiken in der PHV optional abgesichert werden können und welche Schäden standardmäßig nicht abgedeckt sind, könnten Versicherungsnehmer ihren Bedarf genauer einschätzen und mögliche Lücken identifizieren, sagt Dr. Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei HEUTE UND MORGEN.
Derzeit gehen der Trendstudie zufolge viele Haftpflichtversicherte fälschlicherweise davon aus, dass die Absicherung von Mietsachschäden, Schäden durch deliktunfähige Kinder, Schäden an geliehenen, gemieteten oder gepachteten Sachen sowie Gefälligkeitsschäden zu den Standardleistungen der PHV zählen. Geringes Wissen besteht auch darüber, dass die PHV nicht nur Sach- und Personenschäden, sondern auch Vermögensschäden abdeckt. Weit verbreitet ist zugleich der Irrglaube, Immobilienschäden, Allmählichkeitsschäden, Regresse der gesetzliche Sozialversicherung oder Forderungsausfalldeckungen seien grundsätzlich nicht in der PHV versicherbar. Auch die Möglichkeit zum Schutz vor Internetschäden ist bisher erst wenig bekannt. Und: Über die Hälfte der Privat-Haftpflichtversicherten kennt nicht einmal näherungsweise die Höhe der Deckungssumme ihrer eigenen PHV für Sach- und Personenschäden; was die Vermögensschäden angeht, sind sogar weit über drei Viertel der Befragten ahnungslos.
Kunden wünschen sich Baukasten-Prinzip, Beratung und Bündelangebote
Vor die Wahl gestellt zwischen dem Angebot vorgefertigter PHV-Lösungen (zum Beispiel Basis, Komfort, Premium) und der Möglichkeit, einzelne Leistungsbausteine individuell zusammenstellen zu können, bevorzugen über zwei Drittel der Haftpflichtversicherten einen bedarfsorientierten Zuschnitt nach dem Baukasten-Prinzip. Bei jungen Versicherungsnehmern sind es sogar drei Viertel. Zugleich würde sich jeder zweite Haftpflichtversicherte bei der Inanspruchnahme eines Baukasten-Angebots beraten lassen, da er sich die Leistungsauswahl nicht alleine zutraut. Neben der favorisierten stärkeren Produktindividualisierung in der PHV interessiert sich jeder zweite PHV-Versicherte darüber hinaus für Bündelangebote mit anderen Haftpflichtversicherungen (beispielsweise Tierhaftpflicht, Berufshaftpflicht etc.).
Garantien als wichtiger Wechsel-Anreiz
Bei Vorliegen eines attraktiven Angebots zeigen sich der Trendstudie zufolge rund zwei Drittel der PHV-Versicherten grundsätzlich offen für einen Anbieterwechsel; ein Drittel in stärkerem Maße. Besonders wechselaffin sind vor allem junge Kunden zwischen 18 und 29 Jahren. Einen tatsächlichen PHV-Anbieterwechsel haben gut zwei Fünftel der Kunden vollzogen. Zentraler Wechselgrund ist laut Studie die Absicht durch einen Anbieterwechsel die bisherige Beitragshöhe zu reduzieren oder bessere Leistungen für die gleiche Prämie zu erhalten. Als sehr attraktive Wechsel-Anreize für die PHV-Versicherungskunden macht die HEUTE-UND-MORGEN-Studie vor allem Garantieversprechen, wie Best-Leistungs-Garantien, Besitzstands-Garantien und Leistungs-Update-Garantien aus, sowie darüber hinaus auch Policen ohne Selbstbeteiligung. Ein Drittel der Wechselwilligen gibt als Motiv auch negative Erfahrungen mit dem derzeitigen PHV-Anbieter bei der Schadenregulierung an; neben generellen Preis- und Leistungsvergleichen spielt also auch die Qualität der Schadenbearbeitung und deren Kommunikation für die Kunden eine wichtige Rolle. Als Informationsquellen werden von den Wechslern vor allem persönliche Beratungsgespräche mit Maklern und das Internet genutzt.
Abschlüsse noch überwiegend auf dem persönlichen Weg
Als besonders erfolgversprechende Zielgruppen für den Vertrieb der Privathaftpflicht erweisen sich der Studie zufolge insbesondere junge Kunden unter 30 Jahren sowie die Gruppe der stärker Wechselbereiten, die sich in allen Altersgruppen finden. Generell könne die PHV aufgrund ihres hohen Verbreitungsgrades und damit verbundener Erstversicherer- und Cross-Selling-Potenziale als besonders attraktive – und daher auch sehr umkämpfte – Versicherungssparte der Assekuranz gelten. Abgeschlossen werde die Privathaftpflicht bisher oft noch persönlich über Makler, Vermittler oder Bankberater, ein Trend zum Online-Abschluss sei aber unverkennbar, so die Verfasser der Trendstudie. (ad)
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