Im Corona-Jahr sind Kommunikation und Interaktion zwischen den Versicherungsgesellschaften und ihren ungebundenen Vertriebspartnern digitaler geworden. Doch hat dies dem Maklervertrieb den großen Schub in Sachen Digitalisierung verliehen? Alle Jahre wieder untersucht die deutsche-versicherungsboerse.de (dvb) im Rahmen des Makler-Audits „IT-Prozesse im Maklerunternehmen: Vertrieb, Administration, Technik“ die technischen Makleranbindungen der Versicherer. Das Augenmerk der Befragung liegt auf den Prozessen in der Versicherer-Vermittler-Kommunikation. „Uns interessiert besonders das Endergebnis der digitalen Maklerprozesse, nämlich die Umsetzung digitaler Services der Versicherer in Automatisierungsprozesse“, erläutert Friedel Rohde, Geschäftsführer der dvb, den Schwerpunkt in der Untersuchung.
Laut Umfrage nutzen viele Makler bereits intensiv die BiPRO-Services zum Daten- und Dokumentenaustausch. Bei identischen Produkten geben 77% der Vermittler hierbei dem Versicherer den Vorzug, der ihnen in der Verwaltungsarbeit die bessere technische Unterstützung bietet. „Wer keine Bewegung in der Digitalisierung zeigt, fliegt als Produktgeber künftig raus. Und für eine neue Anbindung an einen Versicherer sind BiPRO 430 und GDV-Daten zwingend“, wird ein Makler im dvb-Audit zitiert.
Die Versicherer mit der besten technischen Maklerunterstützung
Im Zuge des Audits hat ein Beirat aus IT-Spezialisten und Maklern Awards an Versicherer für die beste technische Maklerunterstützung verliehen. Einen Award in Gold gab es erneut für den VOLKSWOHL BUND, der sich den 1. Rang in diesem Jahr mit der Haftpflichtkasse teilt. Eine Auszeichnung in Silber erhielten die Gothaer, die Stuttgarter und die Nürnberger. Bronze ging an die Barmenia, die WWK, die Allianz, Rhion und Janitos. Alle Gesellschaften lagen in ihren Gruppen mit guten Ergebnissen nah beieinander.
Diese Gesellschaften punkten mit ihren Extranets
Im Rahmen des Audits wurden die Makler auch um eine Bewertung der Extranets der Gesellschaften gebeten. Wie schon im Vorjahr liegen die VHV und die Haftpflichtkasse in der Gunst der Makler mit Abstand vorne. In diesem Jahr hat die dvb außerdem betrachtet, wie sich die Nennungen in Relation zur angegebenen Intensität der Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Makler verteilen. Dieser Perspektivwechsel habe zu deutlichen Veränderungen im Ergebnis geführt: Neben der Haftpflichtkasse landeten die InterRisk und Rhion vor der VHV auf den Spitzenplätzen.
Nutzung der Extranets nimmt weiter zu
Wie sich den Antworten der Makler entnehmen lässt, ist die Nutzung der Extranets in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Doch beliebt scheinen die Extranets laut Umfrage aber nicht zu sein. „Der Makler will die Daten und Dokumente in seinem System haben und dort weiterbearbeiten“, kommentiert Rohde dieses Ergebnis.
Versicherer haben ihre Hausaufgaben gemacht – jetzt sind die Makler am Zug
Im Rahmen des Audits wurden die Makler zur Qualität der Klassifizierung abgeholter Daten und Dokumente befragt. Mit nur wenigen Ausreißern schnitten fast alle Versicherer mit „sehr gut“ bis „gut“ ab in über 80% sämtlicher Geschäftsvorfälle. Für die automatische Weiterverarbeitung braucht es die korrekte Erkennung der Zugehörigkeit von Daten und Dokumenten. Laut dvb fiel das Feedback der Makler in Richtung der Versicherer auch hier erfreulich gut aus.
Viel Kritik von Maklerseite gab es dagegen im Bereich der Authentifizierung. Die Verfahren zur Registrierung und Änderung von Zugängen sind recht unterschiedlich und es ergeben sich häufig Änderungen bei der Authentifizierung, was viel Aufwand für Makler bedeutet. Hier wurde die Einführung eines standardisierten Verfahrens für alle Marktteilnehmer gefordert.
Insgesamt habe die Gesellschaften ihre Hausaufgaben der vergangenen Jahre sehr gut umgesetzt, so das Fazit der dvb. „Es scheint der Zeitpunkt erreicht worden zu sein, an dem jetzt die Maklerunternehmen mit den Anforderungen der Digitalisierung hinterherhängen. Die Versicherer haben viel Aufwand investiert, jetzt muss die Maklerschaft nachziehen“, betont Rohde.
Das eigene MVP – für etliche Makler ein System mit sieben Siegeln
Auf dem Weg zur Automatisierung der Prozesse hapert es offenbar bereits beim Wissen um die Möglichkeiten des eigenen Maklerverwaltungsprogramms (MVP) als digitalem Kernstück im Maklerbüro. Dies zeigen Rückmeldungen der Vermittler auf die Fragen zur Nutzung des eigenen MVPs im Rahmen des Audits. Demnach wissen 30% der Makler nicht, welche Funktionalitäten ihr MVP grundsätzlich bietet oder durch zusätzliche Module des Anbieters bereitzustellen in der Lage wäre. „Wir sind regelrecht erschüttert“, so Henning Plagemann, Mitglied des dvb-Audit-Beirats. Und Rohde, selbst ehemaliger Makler, ergänzt: „Man kann ohne Übertreibung unterstellen, dass sich ein Drittel der Makler nicht mit der Automatisierung von Prozessen im eigenen Maklerbüro beschäftigt haben, denn wo, wenn nicht im eigenen MVP-System, liegt der Ansatzhebel für automatisierte Verwaltungsprozesse?“.
Weitere Informationen zum Audit finden sich hier.
Bild: © Stocksnapper – stock.adobe.com
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