Ein Artikel von Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH
Die Erkenntnis ist nicht neu, aber wichtiger denn je: Die gesetzliche Rente wird für die meisten Menschen nicht ausreichen, um ihren gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten. Abhilfe können private Rentenversicherungen schaffen. Sie zeichnen sich durch regelmäßige Leibrentenzahlungen im Alter aus und können dadurch ein lebenslanges Einkommen sicherstellen. Alternativ können sich Kunden zum Ende der Ansparzeit auch für eine einmalige Kapitalauszahlung entscheiden.
Lange Zeit dominierten klassische Rentenversicherungen den Markt, die eine garantierte Ablaufleistung bzw. garantierte lebenslange Rente bieten und darüber hinaus die Chance auf höhere Überschussbeteiligungen in Aussicht stellen. Diese Modelle sind verlässlich, haben jedoch einen entscheidenden Nachteil: In der langjährigen Niedrigzinsphase konnten die Versicherer kaum noch attraktive Garantie- und Überschussleistungen bieten. Zudem sind die klassischen Produkte wenig flexibel: Wer sich einmal für eine klassische Rentenversicherung entschieden hat, kann oft nicht mehr auf sein Kapital zugreifen oder die Höhe der Rentenzahlungen an veränderte Kapitalmarktbedingungen oder Lebenssituationen anpassen.
Höhere Tarifvielfalt
Mittlerweile hat die Tariflandschaft der deutschen Lebensversicherer deutlich mehr zu bieten als einen starren Übergang des angesparten Kapitals zu einer monatlich festen Auszahlung. So lassen sich Kapital und Leibrente auch miteinander kombinieren. Ein Teil des angesparten Kapitals wird dann zu Rentenbeginn als Einmalbetrag ausgezahlt, während der Rest in eine lebenslange Rente umgewandelt wird. Auch für die Rente selbst können Kunden vielfach zwischen dynamischen, teildynamischen und flexiblen Varianten wählen. Die Unterschiede liegen in der Höhe der Startrente, möglichen Schwankungen und der Chance auf künftige Rentensteigerungen. Über einen Todesfallschutz im Rentenbezug lassen sich auch Hinterbliebene absichern, indem eine Rentengarantiezeit oder die Auszahlung des Restguthabens vereinbart wird.
Fondsgebundener Rentenbezug
Traditionell legen die Lebensversicherer das Kapital im Rentenalter in ihrem Sicherungsvermögen an. Dies gilt meist auch für fondsgebundene Policen, für die das Kapital dann aus den Fonds- bzw. Kapitalmarktinvestments in den Deckungsstock umgeschichtet wird. Kunden, die das nicht wünschen und auch im Rentenalter marktnäher investiert bleiben möchten, können auf modernere Konzepte mit investmentbasierten Rentenbezugsphasen zurückgreifen. Sie bieten die Möglichkeit, das Kapital weiterhin in Fonds- oder Indexanlagen investiert zu lassen und dadurch die Chance auf höhere Renditen und einen besseren Inflationsausgleich zu erhalten. Auch hybride Modelle, die es Rentenbeziehern ermöglichen, das Kapital marktbasiert anzulegen, ohne auf eine gewisse Absicherung zu verzichten, sind verfügbar. Ein Teil des Kapitals bleibt dabei in Fonds investiert, während der Versicherer gleichzeitig eine garantierte Mindestverrentung zusagt, wodurch auch in schlechten Börsenzeiten eine Basisauszahlung erhalten bleibt. Dynamische Umschichtungen können zudem dafür sorgen, dass das Kapital im Alter schrittweise gesichert wird, indem bei guter Kapitalmarktentwicklung die garantierte Rente erhöht wird. Die genaue Ausgestaltung und das verwendete Anlagemodell können dabei je nach Tarif sehr unterschiedlich sein.
Am Rande erwähnt sei an dieser Stelle auch das zunehmende Angebot an nachhaltigen Anlagekonzepten. Einige Lebensversicherer setzen verstärkt auf ESG-konforme (ökologische, soziale und ethische) Lösungen und passen ihre eigenen Kapitalanlagen an Nachhaltigkeitskriterien an oder erweitern das Fondsangebot um nachhaltige Investments.
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