Einer aktuellen Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) zufolge halten 55% der im deutschen Finanzsektor Beschäftigten einen ungeordneten Austritt Großbritanniens für wahrscheinlich. 31% halten ihn sogar für sehr wahrscheinlich. Lediglich 11% sind in dieser Hinsicht optimistischer. Immerhin sehen aber knapp zwei Drittel (63%) den deutschen Finanzsektor als ausreichend auf einen harten Brexit vorbereitet an.
Kaum noch Zeit für Anpassungsmaßnahmen
36% der Befragten vertreten die Meinung, dass noch mehr Handlungsbedarf besteht. „Wenn man die inzwischen hohe Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit berücksichtigt, sind die Umfrageergebnisse eher besorgniserregend. Denn viel Zeit für Anpassungsmaßnahmen bleibt den Marktteilnehmern nicht mehr“, kommentiert Prof. Dr. Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies, die Umfrageergebnisse.
EU sollte hart bleiben
Die EU hat Nachverhandlungen des Brexit-Deals ausgeschlossen. In der Deutschen Finanzbranche stößt diese Haltung auf breite Unterstützung. 70% der Befragten sind gegen Kompromisse zwischen der EU und Großbritannien. Und das, obwohl 61% der Finanzexperte der Ansicht sind, dass die Finanzmärkte das Szenario eines harten Brexit noch nicht vollständig antizipiert haben und es somit auch zu Marktverwerfungen kommen könnte.
Lieber Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende
„Die Umfrage verdeutlicht, dass man mögliche Nachteile eines harten Brexit in Kauf nimmt, um endlich Klarheit über die künftigen Rahmenbedingungen zu haben“, so Brühl . Die Mehrheit der deutschen Finanzindustrie gehe zudem offensichtlich davon aus, dass die Finanzplätze in Kontinentaleuropa im Falle eines Brexit ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen werden. Entsprechen rechnen 88% damit, dass es im Falle eines ungeordneten EU-Austritts der Briten zu vermehrten Verlagerungen von Geschäftsaktivitäten und Beschäftigten nach Kontinentaleuropa kommen wird. Am Ende könne Europa somit gestärkt aus der Krise hervorgehen. (mh)
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