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25. Februar 2025
Das sagen DWS, BlackRock und Co. zur Wahl
Das sagen DWS, BlackRock und Co. zur Wahl

Das sagen DWS, BlackRock und Co. zur Wahl

Die Bundestagswahl wird auch von den Investmentunternehmen gespannt verfolgt. Und auch wenn es noch etwas dauern dürfte, bis es handfeste Pläne gibt, haben die Asset-Manager Einschätzungen zu den Ergebnissen veröffentlicht. AssCompact hat einige der wichtigsten zusammengetragen.

Wie die politische Landschaft in einigen Wochen und Monaten konkret aussehen wird, steht derzeit noch in den Sternen – dementsprechend lässt sich derzeit auch über die wirtschaftlichen Unterfangen aus Berlin und die weitere Entwicklung Deutschlands als Wirtschaftsstandort nur spekulieren. Die CDU konnte am Sonntag, 23.02.2025, bei der Bundestagswahl die meisten Stimmen für sich zählen, gefolgt von der AfD und der SPD. Wegweisend für die deutsche Wirtschaft dürfte auch sein, dass die Freien Demokraten es dieses Mal nicht in den Bundestag geschafft haben – eine Partei, die in der Vergangenheit ein gern gesehener Koalitionspartner für die Union war.

So gibt es derzeit also viel Spekulation darum, wie es in Deutschland politisch und wirtschaftlich weiter geht. Und auch die Investmentbranche blickt auf diese Frage gespannt. So haben sich kurz nach Verkündung der Stimmenauszählung vom Sonntag auch viele namhafte Asset-Manager gemeldet. Das sind die Eindrücke der Unternehmen von den Wahlergebnissen.

DWS: Auswirkungen auf Märkte und Anlageklassen

Die DWS sieht drei Punkte hervorstechen, die einen Einfluss auf die wirtschaftspolitischen Folgen der Wahl haben. Zum einen dürfte es für die neue Regierung schwierig werden, Verfassungsänderungen durch beide Kammern des Parlaments zu bringen. Das liegt daran, dass die politische Mitte (Union, SPD und Grüne) zusammen nicht über die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Bundestag verfügen werden, was zumindest kurzfristig den Spielraum an den selbst auferlegten fiskalischen Regeln Deutschlands, der sogenannten Schuldenbremse, einschränkt. Längerfristig könnte die Notwendigkeit, DIE Linke in solche Diskussionen einzubeziehen, jedoch die Tür für radikalere Reformen öffnen, als SPD und Grüne gefordert hatten, so die DWS.

Auch werde die Notwendigkeit von Kompromissen während der Koalitionsverhandlungen und darüber hinaus die Möglichkeiten von Merz einschränken, in Bereichen wie Steuersenkungen und Bürokratieabbau „spektakuläre Fortschritte“ zu erreichen, was die Bewältigung der großen strukturellen Wirtschaftsprobleme Deutschlands weiterhin schwieriger gestaltet.

Jedoch herrsche unter den etablierten politischen Entscheidungsträgern mittlerweile ein spürbares Gefühl der Dringlichkeit, nicht zuletzt aufgrund des internationalen Drucks. Eine lange Phase der Unsicherheit sollte sicherlich noch nicht ausgeschlossen werden, findet der Vermögensverwalter. Es bestehe aber die Möglichkeit, dass es zu einer „vergleichsweise reibungslosen Koalitionsbildung“ kommt, was für die Märkte vielleicht eine „bescheidene positive Überraschung“ wäre, wie es die DWS formuliert.

BlackRock: Schuldenbremse im Fokus

Der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, sieht für den Moment die Schuldenbremse als das Element, das die größte Rolle bei der kommenden Marktentwicklung spielt – vor allem die Frage, ob die neue Koalition die verfassungsmäßige Schuldenbremse lockert, die regelt, wie viel Schulden die Regierung machen darf. Merz will bis Ostern eine Koalition bilden, doch eine Lockerung der Schuldenbremse erfordert Verhandlungen und Verfassungsänderungen. Die Bundesbank arbeitet an Vorschlägen zu einer Reform der Schuldenbremse. BlackRock erwartet diese Ende März oder Anfang April.

Derzeit darf das staatliche Haushaltsdefizit 0,35% des BIP nicht überschreiten, was weitaus strenger ist als die 3%, die nach den Haushaltsregeln der Europäischen Union zulässig sind. Eine Lockerung dieser Regel könnte mehr staatliche Investitionen auslösen und das lahmende Wirtschaftswachstum ankurbeln, so BlackRock. Die CDU/CSU möchte ihrerseits Investitionen erleichtern. Mögliche Kürzungen bei Sozialleistungen und anderen staatlichen Subventionen werden auf Widerstand bei der SPD stoßen – und die Grünen werden ihre Unterstützung wahrscheinlich an Klimaschutzzusagen knüpfen. Die Linke, die mit 8,8% der Stimmen deutlich besser abgeschnitten hat als die Umfragen es haben erwarten lassen, wird laut BlackRock ebenfalls gebraucht, um die erforderliche Zweidrittelmehrheit im Parlament zu erreichen – und könnte einen hohen politischen Preis verlangen.

AllianzGI erhofft sich stärkeres Deutschland

Christoph Berger, CIO Equity Europe bei Allianz Global Investors, hofft auf eine neue deutsche Regierung mit einem wirtschaftsfreundlichen Kurs – denn eine solche könnte „dringend benötigte neue Impulse“ für die angeschlagene deutsche Wirtschaft setzen. Insbesondere wenn diese tatsächlich deregulierend agiert und steuerliche Entlastungen anstrebt. Dies würde auch den deutschen Konsum und damit das deutsche Wirtschaftswachstum wiederbeleben, so Berger.

AllianzGI erwartet, dass die neue Regierung auch eine stärkere Führungsrolle in der EU und der Welt übernehmen wird. Nicht zuletzt durch die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA braucht Europa neue Antworten auf offene Fragen, wie z. B. die Sicherheitsarchitektur sowie die Positionierung zum wichtigen Handelspartner China. In der EU, aber auch in Deutschland, so Berger, gibt es dringenden Reformbedarf, um Bürger und Unternehmen von Bürokratiekosten zu entlasten und die Wettbewerbsfähigkeit der EU und Deutschland zu stärken.

Aus Aktien-Sicht sollten sich für folgende Sektoren die Perspektiven verbessern:

  • Kleine und mittlere Unternehmen, bei denen sich die zum Teil fixen Bürokratiekosten über eine niedrigere Umsatzbasis verteilen und Bürokratieabbau entsprechend helfen würde
  • Nebenwerte, bei denen eine Belebung der Inlandsnachfrage stärkere positive Auswirkungen hätte
  • Unternehmen aus den Bereichen Digital- und Energieinfrastruktur sowie Investitionsgüter allgemein; Unternehmen, die von besseren Rahmenbedingungen für neue Technologien wie etwa KI profitieren sowie einen Fokus auf die Digitalisierung von Wertschöpfungsketten in den Bereichen Gesundheit, Bau, aber auch der öffentlichen Verwaltung haben, hier Dienstleistungen anbieten oder in ihren Segmenten bei der Digitalisierung gut positioniert sind
  • Unternehmen aus dem Bereich Verteidigung, aber auch Sicherheit allgemein – dazu gehört auch Cybersecurity – angetrieben durch steigende Budgets für Verteidigung. (mki)
 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Eckhard Polzin… am 26. Februar 2025 - 17:51

Wie man die Grünen zur politischen Mitte zählen kann, ist mir schleierhaft. Etwas Extremeres, insbesondere auch bei Wirtschaftsfragen, gibt es nicht in Deutschland.

Gespeichert von Wilfried Stras… am 26. Februar 2025 - 19:14

EUROPA, keinesfalls einmütig, aber hochverschuldet, Deutschland mit 3 Billionen EURO Beamtenpensionsrückstellungsdefizit +1 Billion Targetforderung + desaströser Infrastuktur/Sozialdilemma, Bürokratiestrangulierung, auch noch UA Waffenlieferungen, kann Zukunft nicht mehr positiv gestalten. Jahrzehnte verschlafen und ungerührt weitermachen.......