Cybervorfälle sind erstmals die Gefahr, von der sich Firmen weltweit am meisten bedroht fühlen. Sie verweisen Betriebsunterbrechungen als jahrelangen Spitzenreiter in der Rangliste der größten Unternehmensrisiken auf den zweiten Platz. Dies geht aus dem Allianz Risk Barometer 2020 hervor, den die Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) vorgelegt hat. An der jährlichen Umfrage haben sich über 2.700 Risikoexperten aus mehr als 100 Ländern beteiligt, darunter CEOs und Führungskräfte, Risikomanager, Makler und Versicherungsfachleute. Cybervorfälle sorgen weltweit für immer größere Schäden. Unternehmen sehen sich immer größeren und teureren Datenskandalen ausgesetzt sowie einem Anstieg von Cybererpressung- und Spoofing-Vorfällen. Darüber hinaus drohen höhere Bußgelder aufgrund strengerer Datenschutzbestimmungen und Schadensersatzklagen. Bei den Ursachen von Cybervorfällen stehen Datenschutz- oder Sicherheitsverletzungen an erster Stelle (77%), gefolgt von Hackerangriffen, Spionage und Ransomware (62%) und Fehler durch Mitarbeiter (42%).
Sorge vor rechtlichen Veränderungen
Auf Rang 3 im weltweiten Ranking findet sich die Furcht vor rechtlichen Veränderungen im Wirtschaftsumfeld. In der Risikoeinschätzung von Unternehmen und Experten zählt diese Sorge weltweit zu den größten Aufsteigern in der Rangliste. Als zentrale Anliegen der Firmen werden Handelskriege, Zölle, Wirtschaftssanktionen, der Brexit und zunehmender Protektionismus genannt.
Gesteigerte Risikoeinschätzung in Sachen Klimawandel
Auch bei den Folgen des Klimawandels hat sich der aktuellen Umfrage zufolge die Risikowahrnehmung verändert: Der Klimawandel landet weltweit erstmals auf Rang 7 und zählt unter anderem in Australien, Hongkong und Indien zu den drei größten Geschäftsrisiken. In Deutschland sorgen sich Unternehmen beim Thema Klimawandel nicht nur vor Sachschäden, sondern insbesondere vor den möglichen Auswirkungen auf Absatzmärkte, etwa durch den Wandel zur Elektromobilität oder neue Emissionsvorschriften. „Die Unternehmen sind sich zunehmend bewusst, dass die Auswirkungen einer globalen Erwärmung über zwei Grad Celsius dramatisch sein werden“, unterstreicht Chris Bonnet, Leiter von ESG Business Services bei AGCS.
Betriebsunterbrechungen als Schreckgespenst für deutsche Firmen
In Deutschland betrachten die Risikoexperten und Führungskräfte nach wie vor Betriebsunterbrechungen als größte Gefahr für Unternehmen. Der Anteil der Antworten liegt mit 54% deutlich über dem Vorjahreswert von 48%. Rang 2 der Top-Risiken belegen wie in der Umfrage 2019 die Cybervorfälle. Auf dem 3. Platz folgt ebenfalls wie im Vorjahr die Sorge vor rechtlichen Veränderungen.
Den Allianz-Experten zufolge hält der Trend zu weitreichenden Betriebsunterbrechungen weltweit ungebremst an. Die Gründe hierfür werden immer vielfältiger. Häufigste Auslöser sind laut Risk Barometer Feuer und Explosionen gefolgt von Sturm und Wasserschäden. Befragt nach den Ursachen für Betriebsunterbrechungen, die Unternehmen am meisten fürchten, nannten die Umfrageteilnehmer übrigens Cybervorfälle an erster Stelle.
Marktentwicklungen und Feuerrisiko in der Rangliste weiter vorne
Während die Reihenfolge der Top 3-Risiken für deutsche Firmen unverändert geblieben ist, hat sich die Gefahreneinschätzung bei anderen Themen verändert. So kletterte das Risiko „Marktentwicklungen“ wie Volatilität, verstärkter Wettbewerb oder stagnierende Märkte vom 8. auf den 5. Platz nach oben. Auch das Feuerrisiko wurde wieder häufiger genannt und landet nach dem 6. Platz im Vorjahr nun auf Rang 4. Dagegen schätzen Experten die Gefahr von Naturkatastrophen und neue Technologien, wie zum Beispiel die Auswirkung der Vernetzung von Maschinen oder Nanotechnologie, künstlicher Intelligenz oder 3D-Druck, jeweils nicht mehr so hoch ein. Entsprechend haben sich beide Risiko-Bereiche auf der Rangliste nach unten verschoben.
Cyber- und Klimarisiken als große Herausforderungen
Zu den Ergebnissen der diesjährigen Umfrage erklärt Joachim Müller, CEO der AGCS: „Das Allianz Risk Barometer 2020 zeigt, dass Cybergefahren und der Klimawandel die beiden großen Herausforderungen für Unternehmen im neuen Jahrzehnt sind.“ Wenn sich Vorstände und Risikomanager nicht mit Cyber- und Klimarisiken beschäftigen, könnte dies die operative Leistung, die Finanzergebnisse und die Reputation ihrer Unternehmen beeinträchtigen, so Müller weiter. Die Vorbereitung auf Cyber- und Klimarisiken sei eine Frage des Wettbewerbsvorteils und der wirtschaftlichen Resilienz. Somit sollten auch Gewerbemakler auf diesen Themen bei der Absicherung von ihren Firmenkunden verstärkt im Blick haben. (tk)
Weitere Informationen zum Allianz Risk Barometer finden Sie unter: https://www.agcs.allianz.com
Bild: © Robert Kneschke – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können