„Schließen sich Rendite und Garantien aus?“, fragte sich die Deutsche Aktuarvereinigung e. V. (DAV) in der Septemberausgabe ihrer Zeitschrift „Aktuar aktuell“. Die versicherungsmathematischen Experten wollten wissen, inwiefern bei einer beitragsorientierten Leistungszusage (boLZ) in der betrieblichen Altersvorsorge – immerhin die derzeit am häufigsten genutzte Zusageart – eine Absenkung des Garantieniveaus zu höheren Renditen führt.
Kombination von garantierter Leistung und Fondsanlage
Die boLZ kombiniert Sicherheit mit Ertragschancen. Für Arbeitnehmer lohnt sich das, da die Vorteile einer Mindestabsicherung mit der Realisierung höherer Renditechancen durch Anlage des nicht-garantierten Kapitals am Aktienmarkt vereint werden. Arbeitgeber wiederum profitieren davon, dass mit Herabsetzung der Garantieleistung das Haftungsrisiko beschränkt wird. Da der Gesetzgeber aber keine Mindestleistung definiert hat, stellt sich die Frage, welche Garantiehöhe angemessen ist. Denn es ist offenkundig, dass bei einem Rechnungszins von aktuell 0,25% eine 100%-ige Garantie nach Abzug der Inflation klar im negativen Bereich rentiert.
So haben die Aktuare gerechnet
Für ihre Analyse hat die DAV das Modell eines dynamischen Zwei-Topf-Hybridproduktes mit Kapitalanlage im klassischen Sicherungsvermögen beziehungsweise in einem am MSCI-World-Index orientierten Fonds herangezogen. Die Simulationsrechnungen untersuchten, welche mögliche Rendite bei endfälligen Garantieniveaus zwischen 40% und 90% der vereinbarten Beitragssumme zum Ende der Aufschubzeit zu erwarten ist. Und das Ergebnis zeigt eindeutig: Die zu erwartenden Leistungen sind bei langen Anlagehorizonten und Anlage des Kapitals in sachwertorientierte Kapitalanlagen deutlich höher, aber abhängig vom zugesagten Garantieniveau.
Rendite abhängig vom Garantieniveau
Konkret haben die Aktuare durch ihre Berechnungen ermittelt, dass mit einer Verringerung des Garantieniveaus die mittlere Rendite steigt. Für ein Produkt mit 30-jähriger Laufzeit etwa liegt die mittlere Rendite bei einem Garantieniveau von 90% bei 2,66%, bei 80% schon bei 3,28%, bei 60% bei 3,74% und bei einer 40%-Garantie sogar bei 3,76%. Bei einem Produkt mit 15 Jahren Laufzeit beträgt die mittlere Rendite zwischen 0,77% (bei einer 90%-Garantie) und 2,32% (bei einer 40%-Garantie).
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Top-Renditen. Je niedriger nämlich das Garantieniveau desto höher auch hier die Rendite. So lagen für ein 90%-Garantie-Produkt (30 Jahre Laufzeit) die obersten 10% der berechneten Renditen (90%-Quantil) im Schnitt bei 8,39%, für ein 40%-Garantie-Produkt bei 8,85%. Bei 15 Jahren Laufzeit lagen die Werte beim 90%-Garantie-Produkt bei 8,40%, beim 40%-Garantie-Produkt bei 9,29%.
Risiko negativer Rendite nimmt mit abnehmendem Garantieniveau zu
Die Berechnungen der Aktuare ermittelten aber auch, dass mit einer Verringerung der garantierten Leistung das Risiko negativer Renditen auf den Kapitalanlagenanteil zunimmt. Bei 30 Jahren Laufzeit etwa lagen die untersten 5% der berechneten Renditen (5%-Quantil) beim 90%-Garantie-Produkt im Schnitt bei –0,67%, beim 40%-Garantie-Produkt hingegen schon bei –3,14%. Die Analyse für 15 Jahre Laufzeit liefert ein ähnliches Muster: die mittlere negative Rendite für das 90%-Garantie-Produkt lag bei –1,12%, für das 40%-Garantie-Produkt gar bei –6,50%.
Schlussfolgerungen
Zusammenfassend hält die Studie der DAV fest, dass eine Absenkung des Garantieniveaus verbunden mit einer Investition in sachwerteorientierte Kapitalanlagen im Mittel zu höheren Versorgungsleistungen führt. Eine Reduktion des Garantieniveaus unter 60% hat allerdings keine signifikanten Verbesserungen der mittleren Rendite zur Folge. Stattdessen steigt in diesen Fällen dann das Risiko für negative Renditen auf den Kapitalanlagenanteil deutlich. (as)
Bild: © Andrii Yalanskyi – stock.adobe.com
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