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3. August 2023
Allianz-Vorstand Wiesemann: „Pflegevorsorge beim Kunden ansprechen“
Allianz-Vorstand Wiesemann: „Pflegevorsorge beim Kunden ansprechen“

Allianz-Vorstand Wiesemann: „Pflegevorsorge beim Kunden ansprechen“

Während die Kosten für Pflege steigen, meinen nach wie vor viele Menschen, über die Pflegepflichtversicherung ausreichend abgedeckt zu sein. Über eine gute Pflegeabsicherung gilt es daher aufzuklären. Dr. Thomas Wiesemann, Vorstandsmitglied der Allianz Leben und Allianz Kranken, rät Vermittlern, Pflegevorsorge in der Beratung in möglichst vielen Fällen zu thematisieren.

Interview mit Dr. Thomas Wiesemann, Mitglied des Vorstands der Allianz Lebensversicherungs-AG und der Allianz Private Krankenversicherungs-AG
Herr Dr. Wiesemann, ein neues Gesetz zur Pflege soll es richten. Ende Mai ging es durch den Bundestag. Können Sie dem Gesetz etwas Gutes abgewinnen?

Das neue Gesetz zur Pflege soll die Finanzgrundlage stärken und erweitert im zweiten Schritt die Leistungen der sozialen Pflichtversicherung. Die Arbeitsbedingungen von beruflich Pflegenden sollen verbessert und Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen entlastet werden. Das sind prinzipiell gute Ansätze, allerdings erhöhen sich durch die höheren Leistungen auch die Beiträge spürbar. Und: Trotz der Beitragserhöhungen bleibt die Pflegepflichtversicherung unterfinanziert. Die aktuellen Milliardendefizite in den Pflegekassen sind ein großes Problem. Abhilfe kann hier nur kapitalgedeckte Vorsorge schaffen.

Jedenfalls wird es für Beitragszahler teurer – in der sozialen Pflegeversicherung wie auch in der privaten Pflegepflicht- und der privaten Pflegezusatzversicherung. Es dürfte schwierig werden, Menschen von einer eigenverantwortlichen Pflegevorsorge zu überzeugen, oder?

Viele Menschen glauben immer noch, sie seien über die Pflegepflichtversicherung gut versorgt. Tatsächlich bietet sie weiterhin nur eine Teilabsicherung. Daran haben auch die Pflegereformen nichts geändert. Ein Großteil der Kosten muss weiterhin von den Betroffenen selbst gezahlt werden.

Aus den Gesprächen, die Vermittler mit ihren Kundinnen und Kunden führen, wissen wir, dass die Bereitschaft zur Vorsorge groß ist, wenn diese Problematik verstanden wird. Außerdem ist es bei der Pflegezusatzversicherung wichtig, nicht mit Angstszenarien zu arbeiten. Es geht um Erhalt der Eigenständigkeit und darum, sein Alter in Würde und nach eigenen Vorstellungen zu verbringen. Eine private Pflegezusatzversicherung hilft, dies zu verwirklichen.

Können Sie uns denn etwas zur Geschäftsentwicklung im Bereich Pflege bei der Allianz sagen?

Seit einigen Jahren macht die Allianz Private Krankenversicherung breit in der Öffentlichkeit auf die Pflegevorsorge aufmerksam, zum Beispiel durch die reichweitenstarken Kampagnen mit unserem Pflegebotschafter Dieter Hallervorden. Er ist dabei ein echter „Eisbrecher“ und erleichtert es Vermittlerinnen und Vermittlern, das Thema unkompliziert anzusprechen. Das macht sich auch bei der Nachfrage und den Abschlüssen bemerkbar. Die APKV ist Marktführer in der Pflegezusatzversicherung – und wir wachsen weiter. Auch dieses Jahr konnten wir unser Neugeschäft deutlich steigern.

Warum sollten Versicherungsmakler nicht aufgeben, das Thema in der Beratung anzusprechen?

Weil es ein Thema ist, das früher oder später jeden in irgendeiner Form betreffen wird. Und durch den demografischen Wandel wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter wachsen: Das Bundesministerium für Gesundheit erwartet bis 2055 einen Anstieg von derzeit etwa fünf Millionen auf dann 6,8 Millionen. Über die Kosten, die im Pflegefall auf einen zukommen, und eine gute Pflegeabsicherung aufzuklären, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch wir als Versicherer tragen gemeinsam mit den Vermittlern hierbei eine besondere Verantwortung.

Unsere Vertriebspartner ermutigen wir daher, bei ihren Kunden Pflegevorsorge in möglichst vielen Fällen anzusprechen. Auch in mittelbaren Zusammenhängen, etwa bei der Baufinanzierung oder der privaten Altersvorsorge. Denn da spielen Pflegerisiken ebenfalls eine große Rolle: Das Eigenheim oder das private Vermögen kann im Pflegefall schnell verwertet sein. Uns ist es wichtig, Kunden offene Fragen zu stellen: „Wie haben Sie das Thema gelöst? Was stellen Sie sich vor?” Und dann gemeinsam die besten Lösungen für die jeweiligen Bedürfnisse und Vorstellungen zu finden.

Die gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen werden angehoben. Gibt es denn aber auch andere Innovationen in den Pflegetarifen?

Als Allianz Private Krankenversicherung verstehen wir uns als Partner, der Kunden ein Leben lang begleitet und mehr als ein Kostenerstatter ist. Neben dem Finanziellen spielt die Unterstützung im Alltag, die Organisation des Lebens im Pflegefall, eine immer größere Rolle. Wie finde ich die passende Pflegekraft? Wer organisiert die Hilfsmittel? Wer kommt zu mir nach Hause und prüft, ob ich dort noch wohnen kann, organisiert Hilfe beim Einkauf, im Haushalt oder psychologische Unterstützung? Um all diese Dinge muss sich jemand kümmern. Gleichzeitig wollen oder können die meisten Menschen ihren Angehörigen damit nicht zur Last fallen. Wir nehmen betroffenen Familien daher auch Organisationsaufgaben wie diese ab und haben umfassende Assistance-Services in unser PflegetagegeldBest eingeschlossen. Besonders wertvoll für unsere Kunden ist dabei, dass sie diese Services auch dann schon nutzen können, wenn sie selbst noch gar keine Pflege brauchen, aber ein Familienmitglied unterstützen möchten. Dieser Mehrwert macht unsere Pflegeabsicherung auch für jüngere Menschen interessant, deren Eltern gerade in ein Alter kommen, in dem Pflege zum Thema wird.

Was ist eigentlich mit dem Pflege-Bahr? Die Allianz hat zum Zeitpunkt der Förderung den Ball schnell aufgegriffen.

Dass der Pflege-Bahr durch den Gesetzgeber mit Steuergeldern gefördert wird, zeigt einmal mehr, wie wichtig die Pflegeabsicherung in unserer Gesellschaft ist. Durch die Förderung und den damit entstandenen geringen Beitrag ist er besonders für jüngere Menschen attraktiv. Das Angebot hilft daher, den Einstieg in die Beratung zu finden. Allerdings muss man bedenken, dass diese Versicherung nur einen Grundschutz bietet. Auch eine umfassende, ungeförderte Pflegeabsicherung muss nicht teuer sein, denn je früher man anfängt vorzusorgen, desto geringer sind die Beiträge. Beim PflegetagegeldBest der Allianz werden zum Beispiel bei einem Abschluss im Alter von 35 Jahren und einem Auszahlungsbetrag von bis zu 600 Euro monatlich nur 13,90 Euro pro Monat fällig.

Bilder: © Photographee.eu – stock.adobe.com; Allianz Versicherungs-AG