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27. Januar 2022
„Starkregen kann hierzulande jeden treffen – es ist eine Frage der Zeit“

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„Starkregen kann in Deutschland jeden treffen – es ist nur eine Frage der Zeit“

„Starkregen kann hierzulande jeden treffen – es ist eine Frage der Zeit“

Welche Relevanz haben Ihre Berechnungen für die Versicherungswirtschaft und wie gut funktioniert die Abstimmung zwischen Versicherern und Wetterdiensten?

Die Versicherungswirtschaft ist am Thema Starkregen sehr interessiert. Der DWD hat daher zusammen mit dem GDV zu diesem Thema ein Forschungsprojekt durchgeführt. Die Kooperation identifizierte erstmals systematisch das Schadenausmaß und -potenzial von Starkregen in ganz Deutschland. Außerdem wurden die Charakteristika besonders schadenträchtiger Starkregen betrachtet. Zentrale Ergebnisse sind erstens: Stark­regen kann in Deutschland jeden treffen – es ist eben nur eine Frage der Zeit. Das zeigt der Blick auf die Unwetterwarnungen vor Starkregen in ganz Deutschland im Zeitraum 2001–2020 (siehe Karte rechts). Wir sehen, dass praktisch überall in Deutschland schon vor Starkregenunwetter gewarnt wurde. Kurze, heftige Niederschläge treten überall mit einer ähnlich hohen Wahrscheinlichkeit auf. Zweitens: Schäden entstehen vor allem durch kurze und heftige Starkregenereignisse. Und ganz konkret: Die meisten Schäden bringen dreistündige Starkregenereignisse. Ein Verständnis dieser Zusammenhänge wird für die Versicherungswirtschaft – Stichwort Elementarschadenversicherung – immer wichtiger. Durch das DWD-GDV-Projekt verstärkt gibt es mittlerweile einen relativ regen Austausch. Das wird sich in Zukunft auch noch weiter intensivieren. Es geht dann aber vermutlich nicht mehr nur um Starkregen, sondern auch um andere Extremwetterereignisse wie Hagel oder Sturm.

Ihre Analysen beeinflussen die Risikozonierung und Prämienkalkulation und haben damit erheblichen monetären Impact. Inwiefern ist sich der DWD dessen bewusst?

Es ist klar, dass unsere Daten die Basis für Entscheidungen sind, die viele andere Menschen betreffen. In unserer alltäglichen Arbeit schärft dieses Bewusstsein das Bedürfnis nach noch mehr Akribie und Vorsicht. Damit die Analyse so richtig wie möglich ist, muss man die Zahlen lieber sieben als fünf Mal umdrehen. Aber natürlich gibt es bei all den Studien einen kleinen Unschärfebereich, der sich nicht schließen lässt.

Man gewinnt den Eindruck, dass die Realität den Prognosen der Klimaforscher schneller folgt als erwartet. Wie ist Ihre Einschätzung?

Diese Wahrnehmung ist nachvollziehbar. Beim Temperaturanstieg der jüngeren Klimaprojektionen befindet sich Deutschland auf dem erwarteten Pfad. Hier passen die Vorhersagen. Bei den Niederschlägen – und gerade bei den Extremereignissen – behaupte ich ebenfalls, dass die Projektionen keinesfalls hinter der Realität zurückbleiben. Starkregen ist nicht nur ein zeitliches, sondern auch ein räumliches Phänomen. Dieser Zusammenhang kann durchaus die menschliche Wahrnehmung ein wenig verzerren.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 01/2021, S. 32 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Bernd Schmidt – stock.adobe.com

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Ein Interview mit
Dr. Thomas Deutschländer