Interview mit Daniel Weiss vom „Versicherungsbüro Weiss“, Finalist beim Jungmakler Award 2023
Hi Daniel, du warst beruflich erst in der IT aktiv, bist aber dann in das Maklerunternehmen deines Vaters eingestiegen. Wie hast du dich letztlich entschieden, Makler zu werden?
Da kamen tatsächlich mehrere Faktoren zusammen: Mein Vater wollte in den Ruhestand, ich wollte eine berufliche Veränderung und mehr Zeit für meine Familie. Auch wenn ich meinem Vater vorher immer gesagt habe, dass ich niemals in die Versicherungsbranche gehen werde, hat es sich als eine der besten Entscheidungen meines Lebens herausgestellt.
Als geschäftsführender Nachfolger zu agieren, ist doch sicher anders, als selbst zu gründen. Wie hast du diese Geschäftsübernahme erlebt?
Zum Glück lief alles reibungslos. Eine meiner Grundbedingungen der Übernahme war es, dass ich ab dem ersten Tag alle wichtigen Entscheidungen alleine treffen kann. Natürlich habe ich mir oft Rat geholt, aber die finale Entscheidung lag bei mir und das hat mein Vater immer respektiert. Daneben gab es noch eine Reihe organisatorischer Hürden, die einer Neugründung ähnlich waren: Wir haben uns in eine GmbH umgewandelt, haben den Namen und die Corporate Identity geändert, haben den Firmensitz verlegt und vieles mehr.
Auch gab und gibt es noch viele Altlasten, die wir zum Teil immer noch abarbeiten. Es gab z. B. vor mir kein Maklerverwaltungsprogramm, das verwendet wurde, sodass wir mühsam alle Kundendaten nachpflegen mussten, es lagen viele Altverträge vor, die Jahre nicht angefasst wurden und weitere Herausforderungen dieser Art.
Der große Vorteil war natürlich, dass ich bereits einen Kundenstamm und einen sehr guten Ruf als Basis hatte. Damit wurde es mir um einiges leichter gemacht, meine Ideen schnell umzusetzen und auch mal kurzfristig auf Umsatz verzichten zu können, um langfristige Ziele und Ideen zu verwirklichen.
Wie würdest du eure Zielgruppe definieren und wie seid ihr auf diese gekommen?
Unsere Zielgruppe ist ganz klar: Expats und internationale Kunden. Dabei ist es egal, ob sie nur kurzfristig hier sind oder ihren Lebensmittelpunkt komplett nach Deutschland verlegen.
Zu der Zielgruppe sind wir sehr natürlich gekommen. Mein Vater ist selber Expat gewesen und wir sind nach Deutschland gezogen, als ich ein kleines Kind war. Mitte der 90er-Jahre hat er sich als Makler selbstständig gemacht und hat sich auf Kunden aus seinem Heimatland Israel spezialisiert. Im Zuge meiner Übernahme habe ich den Kundenkreis von dieser doch sehr kleinen Kundengruppe auf alle ausländischen Kunden erweitert.
Wie erschließt ihr diese Zielgruppe und kommt entsprechend an Kundenanfragen?
Wir fokussieren uns bei der Kundengewinnung auf drei Säulen: Die erste ist unser großes Partnernetzwerk. Wir arbeiten mit vielen Relocation Agents und Agencies, also Agenturen, die Fachkräfte aus dem Ausland bei ihrem Start in Deutschland helfen, aber auch mit vielen anderen Akteuren im Netzwerk unseres Kundenstammes zusammen.
Des Weiteren setzen wir natürlich auf Online- und Offline-Marketing, schreiben Artikel in den sozialen Medien und auf Expatwebseiten, sind in Foren aktiv und nehmen an Expattreffen teil.
Die dritte Säule sollte jedem Makler bekannt sein: Wir erhalten sehr viele Anfragen durch Empfehlungsmarketing, sprich: Unsere Kunden empfehlen uns anderen Kunden weiter. Das fördern wir durch entsprechendes Bewertungsmanagement und die üblichen Portale. Bei unseren Kunden ist dies extrem wichtig, da sie sich oftmals in relativ kleinen Kreisen bewegen und sich Leistung, ob gut oder schlecht, schnell rumspricht.
Ihr legt viel Wert auf die Mischung aus Quereinsteigern und Fachleuten. Wen habt ihr denn so alles im Unternehmen?
Wir haben in der Tat eine bunte Mischung. Die Jüngste im Team ist dieses Jahr 29 geworden, hat bei der Halleschen gelernt und schon über zehn Jahre Versicherungserfahrung. Die älteste Kollegin ist 55 Jahre, hat ihre Ausbildung bei der Zurich gemacht und somit über 35 Jahre Berufserfahrung. Dazwischen liegen unsere Quereinsteiger, mich eingeschlossen. Wir kommen aus den unterschiedlichsten Branchen und Lebensläufen, haben aber alle die Branche lieben gelernt, mindestens den § 34d gemacht und selbst schon mal im Ausland gelebt.
Diese Mischung hilft uns auf der einen Seite, die notwendigen fachlichen Kompetenzen zur Verfügung zu haben, und auf der anderen Seite, nie den Blick auf den Kunden zu verlieren und zu starr zu denken, d. h. auch mal andere Wege zu gehen, als es die Branche vielleicht kennt. Grundsätzlich ist es meiner Meinung nach immer bereichernd, verschiedene Perspektiven zu vereinen und so eine ganzheitliche Herangehensweise zu haben.
An den ITler in dir: Hast du irgendeinen Digitalisierungsgeheimtipp?
Niemals aufgeben :) Die Versicherungsbranche – und ich glaube da stehe ich nicht mit einer Einzelmeinung da – ist leider, was die Digitalisierung angeht, sehr fragmentiert und träge. Es kann sehr schwierig sein, Digitalisierung voranzutreiben, wenn die Partner oder Plattformen nicht mitspielen. Daher ist Geduld gefragt. Es ist wichtig, immer wieder Anstöße zu setzen und einfach dran zu bleiben.
Was sind jetzt deine Ziele für dein Unternehmen und was brauchst du, um sie zu erreichen?
Wir haben sehr viele Ziele, sowohl für uns als Team und Menschen als auch für uns als Unternehmen. Zunächst wollen wir weiter wachsen, um unsere Kompetenzen weiter auszubauen, aber auch um eine bessere Verhandlungsposition mit den Versicherern zu erlangen. Wir planen, mittelfristig Produkte in Partnerschaft mit Versicherern zu entwickeln, die unser Kundenklientel vollständig berücksichtigen. Dabei wollen und dürfen wir niemals aus den Augen lassen, den Kunden im Mittelpunkt all unserer Tätigkeit zu sehen. Wir möchten Informationsveranstaltungen für unseren Kunden organisieren, möchten KI gezielt und sinnstiftend einsetzen und einfach besser werden.
Gleichzeitig möchten wir aber auch so bleiben, wie wir sind – einfach ein wenig anders. Bei uns wird Flexibilität sehr groß geschrieben und ich versuche als Arbeitgeber, meinem Team die Möglichkeit zu geben, dass sich die Arbeit um das Leben herumbaut und nicht anders herum. Wir möchten inklusiver werden und gezielt Menschen mit Behinderungen einstellen und auch soziales Engagement starten, denn uns geht es sehr gut und wir möchten andere gerne daran teilhaben lassen.
Ein finaler Tipp für die nächsten Jungmakler?
Bewerben, Spaß haben und dabei viele talentierte, nette Menschen kennenlernen.
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