Auf ihrem Twitter-Account sind Sie als Teilnehmerin der #FridaysforFuture-Bewegung zu sehen. Wie passt das zu Ihrer Arbeit als unabhängige Finanz- und Versicherungsmaklerin? Schließlich hat ja gerade der Finanzsektor nicht gerade einen guten Ruf in Sachen Nachhaltigkeit.
Und gerade deswegen nehme ich an der #FridaysforFuture-Bewegung teil. Die Finanzindustrie spielt eine entscheidende Rolle für eine nachhaltigere Welt, bei der Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens aus dem Jahr 2015 bzw. der Einhaltung des 2-Grad-Zieles. Durch meine Weiterbildung als Ecoanlageberaterin und meine Mitgliedschaft beim Forum Nachhaltige Geldanlage habe ich eine Vielzahl von sehr engagierten Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die teilweise bereits seit Jahrzehnten ihre Kunden in Sachen ethisch-ökologische Vermögensanlagen beraten. Das hat mich beeindruckt.
Leider schreitet in der Versicherungswirtschaft und bei den Kapitalanlagen ein Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit nur sehr langsam voran. In Hinblick auf die beschlossene EU-Taxonomie [A.d.R.: Hierbei handelt es sich um den „Aktionsplan: Finanzierung nachhaltigen Wachstums“, der eine Reihe von Handlungsempfehlungen für die Finanzierung der klimapolitischen Ziele von Paris und der nachhaltigen Entwicklungsziele durch Umlenkung der Kapitalströme vorlegt] erlebe ich leider große Widerstände in Gesprächen mit Kollegen. Dies liegt meines Erachtens vor allem daran, dass es keine allumfassende Definition von „Nachhaltigen Geldanlagen“ gibt. Zudem wird durch die weiter voranschreitende Regulierung das Hauptaugenmerk vielmehr auf die Haftungsrisiken gelegt, statt auf die Chancen, die das Umlenken von Finanzströmen mit sich bringen würde.
Unbestritten ist, dass ein „business as usual“ in der Art, wie wir Ressourcen verbrauchen, ein lebenswertes Morgen für nachkommende Generationen stark gefährdet oder gar unmöglich machen wird. Gerne wird argumentiert, dass wir als kleines Land mit kleiner Bevölkerungszahl im Vergleich zum restlichen Globus doch wenig ausrichten können. Das sehe ich komplett anders. Nur indem wir vorbildlich agieren können wir auf andere Staaten einwirken.
Der Markt für nachhaltige Anlagen wächst. 2018 wurde in Deutschland ein Rekordwert erreicht. Besonders institutionelle Investoren sind in diesem Sektor aktiv. Der Anteil privater Investoren ist sehr gering. Warum engagieren sich die privaten Investoren trotz des immer größeren Nachhaltigkeitsbewusstseins so wenig in diesem Bereich?
Das ist eine sehr spannende Frage, mit der ich mich ebenfalls intensiv beschäftige! Viele Verbraucher achten mittlerweile auf ihr Einkaufsverhalten, fahren mehr öffentliche Verkehrsmittel, kaufen regional ein, essen weniger Fleisch und versuchen unnötigen Müll wie Coffee-to-go Becher zu vermeiden. Jedoch hört dieses Bewusstsein an der Türschwelle zum Berater oder zur Bank auf. Ich habe meine Familie und Freunden dazu befragt und bekomme fast immer die gleiche Antwort: „Nachhaltigkeit bei meinen Finanzen? Ich wusste gar nicht dass das geht!“
Erschwerend kommt hinzu, dass es bisher keine gesetzliche Pflicht gab, das Thema im Beratungsgespräch anzusprechen. Zum Vergleich: Bei unseren Nachbarn in Frankreich ist diese Frage Bestandteil des Beratungsgesprächs. Da der Begriff „Nachhaltigkeit“ leider so dehnbar ist wie ein Stück Kaugummi, öffnet es Tür und Tor für „Greenwashing“. Ein Verbraucher muss sich zuerst einmal fragen, was er oder sie überhaupt unter „nachhaltig“ versteht. Hier kommen wir zum nächsten Problem: Dieses Thema ist immer noch kein Bestandteil der IHK-Ausbildung von Bankkauf-/Versicherungskaufleuten oder von beruflichen Weiterbildungen. Den meisten Vermittlern sind nicht einmal die Studienergebnisse der Universität Hamburg bekannt. Diese besagen, dass die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in der Geldanlage keine Renditenachteile mit sich bringen müssen und sogar die Risiken eines Portfolios verringern können.
Sie arbeiten in einem stark regulierten Umfeld. Seit Ihrer Unternehmensgründung hat sich Einiges getan. Wie haben Sie diesen Prozess erlebt? Was waren die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Rückblickend auf die letzten zehn Jahre meiner Selbstständigkeit hat sich deutlich mehr verändert als in den zehn Jahren als Bankangestellte zuvor. Vor allem die Finanzrichtlinie MiFID II sowie die EU-Vermittlerrichtlinie IDD verlangen präzise Beratungsprozesse und Dokumentationen. Mein ursprünglich ausgewählter Maklerpool und Haftungsdach der FiNet AG waren für mich die richtige Wahl als Dienstleister, um diese neuen Herausforderungen zu stemmen. Außerdem habe ich meine Beratungsschwerpunkte auf Vermögensanlage, Vorsorge und Finanzierungen eingegrenzt und leite alle Anfragen im Bereich Sach-, Kranken-, und Risikovorsorge an kompetente Maklerkolleginnen weiter.
Sie haben im Jahr 2012 den Jungmakler Award gewonnen. Seitdem haben sie ihre Ziele konsequent umgesetzt und Ihr Unternehmen erfolgreich aufgestellt. Was möchten Sie den Teilnehmern beim Jungmakler Award 2019 als Tipp mit auf den Weg geben?
Mein Tipp an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Jungmakler Awards 2019: Brennen Sie für Ihren Job! Nur wenn Sie Ihre Arbeit lieben, werden Sie in der Lage sein, langfristig die weiteren Regulierungen durchzustehen und durch die zunehmende Digitalisierung Ihre Kunden erreichen.
Haftungshinweis: Jennifer Brockerhoff, Inhaberin der Brockerhoff Finanzberatung, Ecoanlageberaterin und Gewinnerin des Jungmakler Awards 2012, ist im Rahmen der Anlageberatung und der Anlagevermittlung als vertraglich gebundener Vermittler gem. § 2 Abs. 10 KWG ausschließlich im Namen, für Rechnung und unter Haftung der FiNet Asset Management AG tätig.
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