Interview mit Christine Schramm, Versicherungsmaklerin
Frau Schramm, im vergangenen Jahr wurde die Gebührenordnung für Tierärzte angepasst. Für Tierhalter werden Krankheitskosten teurer. Welche Wirkung hat dies auf die Tierkrankenversicherung?
Die Kosten sind teilweise wirklich extrem gestiegen und immer mehr Tierärzte rechnen auch deutlich mehr an Behandlungspunkten ab. Leider spürt man schon jetzt eine Anspannung bei den Unternehmen. So hatten wir bei vielen Versicherern Beitragserhöhungen – teilweise sogar bis 40% – und ich habe sehr viele Kündigungen nach einem Schadenfall bei den Altverträgen.
Ich persönlich rechne damit, dass kein Tierversicherer die aktuellen Preise und Tarife halten kann. Es werden neue Tarife auf den Markt kommen müssen, die entweder deutlich teurer sind oder weniger Leistungen enthalten.
Dafür merke ich, dass das Thema Tierkrankenversicherung immer wichtiger wird. Heute habe ich kaum noch einen Kunden im Bestand, der keine OP- oder Krankenversicherung für sein Tier abgeschlossen hat.
Bereits in den vergangenen Jahren haben einige Versicherer ihre Tierversicherungen überarbeitet. Sind Sie im Allgemeinen mit Auswahl und Leistung der Tarife zufrieden?
Ja, das bin ich. Auch wenn es aktuell noch keinen OP- oder Krankenversicherungstarif gibt, der wirklich umfassend alles übernimmt.
Tierkranken-, Tier-OP- und eventuell noch eine Tierhalterhaftpflichtversicherung – mit welchen Versicherungsausgaben müssen Tierbesitzer denn Ihrer Erfahrung nach rechnen?
Das hängt von dem Tier und der Rasse ab. Es gibt bei Katzen und Hunden einige Rassen, die als „Qualzucht“ mehr Kosten verursachen und dementsprechend auch mehr kosten.
In der Regel haben meine Kunden folgende monatlichen Preise: Katzenhalter kostet die Privathaftpflicht- und Katzenkrankenversicherung etwa 50 Euro im Monat. Eine Hundehalterhaftpflicht- und Hundekrankenversicherung kommt auf etwa 100 Euro im Monat. Für eine Pferdehalterhaftpflicht- und Pferdekrankenversicherung fallen etwa 100 bis 150 Euro im Monat an.
Was war denn Ihr schlimmster Versicherungsfall?
Das war ein Unfall mit einem Pferdeanhänger. Das Pferd stürzte im Anhänger, musste von der Feuerwehr gerettet werden und war fast ein halbes Jahr in einer Tierklinik. Es entstanden Kosten von über 30.000 Euro für drei Operationen und eine lange Nachbehandlung. Mit der heutigen GOT wäre es deutlich teurer geworden.
Wie sind Sie denn im Allgemeinen mit der Regulierung der Versicherer zufrieden?
Aktuell ist es sehr durchwachsen. Einige leisten sehr schnell und zuverlässig. Andere Unternehmen kündigen nach einem Schaden alle Altverträge und bieten eine neue Absicherung mit schlechteren Leistungen an.
Welche Rolle spielt für Sie als Versicherungsmaklerin die Tierversicherung? Und welchen Geschäftsanteil hat das Segment?
Für mich sind die Tierversicherungen der größte Anteil und auch meine Wunschzielgruppe. Nur etwa 5% der Verträge in meinem Bestand zählen zu anderen Sparten.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 44, und in unserem ePaper.
Bild: © Yvi Tschischka
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