Nachhaltigkeit liegt im Trend. Für mehr als jeden vierten Bundesbürger hat nachhaltiges Handeln bereits eine große Bedeutung. Unternehmen müssen Antworten auf diesen Trend finden, die mehr sind als Marketingstrategien oder bloßes Greenwashing. Doch welche Erwartungen haben Kunden an Versicherer und Finanzdienstleister in dieser Hinsicht? Und welche Handlungsoptionen ergeben sich daraus für die Finanz- und Versicherungsbranche? Diesen Fragen widmet sich eine aktuelle Studie des Marktforschungs- und Beratungsinstituts HEUTE UND MORGEN.
Vier von fünf Deutschen empfänglich für nachhaltige Angebote
Insgesamt sieht die Studie für die Anbieter im Bereich der Nachhaltigkeit ein sehr großes Potenzial. Rund vier Fünftel der Deutschen seien grundsätzlich empfänglich für nachhaltige Angebote, Maßnahmen und Botschaften der Unternehmen. Doch entscheidend ist hierbei, dass die Botschaften Substanz haben und die Aktivitäten selbst „nachhaltig“ und glaubhaft sind.
Zwar kaufen viele Verbraucher im Alltag bisher noch nicht bei nachhaltigen Unternehmen, 23% wollen künftig aber stärker darauf achten. Auch die Wechselbereitschaft zu als nachhaltig identifizierten Anbietern ist insgesamt sehr groß.
Aufpreisbereitschaft allerdings noch gering
Wie die Studie aber auch zeigt, erscheint die Einstellung der Verbraucher zur Nachhaltigkeit noch ambivalent. Nachhaltig zu handeln gibt ein gutes Gefühl, doch damit vielleicht verbundene Aufwände, Verzichte und Kosten werden oft noch gescheut. So sind die Verbraucher nicht bereit, bei nachhaltigen Unternehmen mehr zu zahlen. „Nachhaltigkeit wird von Unternehmen und deren Angeboten zunehmend als Zukunftsstandard bzw. Selbstverständlichkeit erwartet“, erklärt Dr. Michaela Brocke, Geschäftsführerin bei HEUTE UND MORGEN. „Die Aufpreisbereitschaft ist in der Regel gering, die Wechselbereitschaft bei vergleichbaren Kosten ist aber sehr hoch – insbesondere in der strategisch wichtigen Gruppe der jüngeren Generation.“
Nachhaltigkeit beim Thema Finanzen und Versicherungen noch weniger konkret im Fokus
Anders als etwa in den Bereichen Lebensmittel, Energie oder auch Haushalt steht für die meisten Kunden der Versicherungs- und Finanzbranche die Nachhaltigkeit der Anbieter bislang noch weniger konkret im Vordergrund. Der Studie zufolge kennen die meisten Kunden (86%) keine Marken bzw. Unternehmen in der Finanz- und Versicherungsbranche, die aus ihrer Sicht besonders nachhaltig sind. Zu den am häufigsten genannten Namen zählen Ökoworld, Grün versichert und Bessergrün sowie MehrWert, Greensurance, Ver.de und Pangaea Life – allerdings bei bisher jeweils nur geringer Kenntnis (zwischen 2% und 4%). Etwas anders sieht es bei jüngern Verbrauchern aus. So kennen Befragte in der Altersgruppe unter 30 Jahren etwas häufiger Unternehmen beim Namen. Hier kommen MehrWert, Grün versichert und und Ver.de auf 6 %.
Stärkere Kommunikation gefragt
Nichtsdestotrotz sehen rund acht von zehn Bundesbürgern die Versicherungs- und Finanzbranche in der Verantwortung, was Nachhaltigkeit angeht. Die Verbraucher wünschen sich hier einen größeren Einsatz und eine stärkere Kommunikation zum Thema.
Hohe Wechselbereitschaft, sofern gleiche Bedingungen vorliegen
Grundsätzlich ist die Wechselbereitschaft zu einem „nachhaltigen“ Anbieter hoch und beträgt 47% im Durchschnitt. Jedoch ist die Akzeptanz von ggf. damit verbundenen höheren Kosten deutlich geringer ausgeprägt mit 7%.
Als passend für die Versicherungsbranche werden übrigens vor allem ökologisch und sozial orientierte Engagements wahrgenommen. Bei den Maßnahmefeldern schneiden bei Kunden vor allem faire Kundenberatung, Absicherung von Nachhaltigkeitsrisiken, Investition in nachhaltige Anlageobjekte bei Kapitalanlagen sowie eine transparente und nachvollziehbare Kommunikation gut ab.
Nachhaltigkeit aktiv mitgestalten
Für Versicherer und Finanzdienstleister sei es laut HEUTE UND MORGEN wichtig, den Trend zu mehr Nachhaltigkeit aktiv mitzugestalten, sich entsprechend zu positionieren und nicht nur passiv hinterherzulaufen. „Jenseits gesetzlich einzuhaltender Vorschriften muss letztlich jedes Unternehmen selbst entscheiden, wie es das Thema Nachhaltigkeit in seinen Wertekanon und in konkrete geschäftliche und gesellschaftliche Aktivitäten aufnimmt und einlöst“, betont Vanessa Precht, Studienleiterin bei HEUTE UND MORGEN. „Fest steht: Nachhaltigkeit ist keine vorübergehende Modeerscheinung und wird die kommenden Jahre und Jahrzehnte in entscheidender Weise mitprägen – für viele Kunden und auch für viele Investoren.“
Bild: © Panya Studio – stock.adobe.com
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