Was muss der Arbeitgeber für ein erfolgreiches Home Office tun?
Das Home Office setzt eine agilere Art von Führung voraus. Mit Firmenhandy und -Laptop allein ist es nicht getan. Insbesondere in der Anfangsphase, also wenn ein neuer Kollege in das Unternehmen kommt, ist erst einmal Nähe gefragt, um eine gute Einarbeitung zu gewährleisten. Nach einer Eingewöhnungsphase vor Ort können dann zum Beispiel ein oder mehrere Home-Office-Tage pro Woche oder Monat hinzukommen. In dieser Phase ist der direkte Kontakt zum Vorgesetzten und zum Team weiterhin wichtig, kann aber anders gestaltet werden. Hier bieten sich regelmäßige Calls an, vielleicht auch Videokonferenzen, um sich untereinander zu informieren und abzustimmen. Daneben muss das Team regelmäßig persönlich zusammen kommen. Persönliche Treffen mit einzelnen Kollegen an verschiedenen Tagen können nicht dasselbe allgemeine Informations- und Organisationsniveau sicherstellen wie ein Plenum. Es muss also Tage mit Anwesenheitspflicht möglichst für alle geben – am besten langfristig geplant und verbindlich in allen Kalendern vermerkt.
Calls und Teammeetings – das ist alles?
Es hört sich vielleicht etwas einfacher an, als es ist. Im Home Office kann ich nicht einfach mal kurz ins nächste Büro gehen und nachfragen, wenn ich etwas vergessen habe. Die inhaltlichen Ansprüche an Calls und Meetings steigen in diesem Modell deutlich. Und Gruppenformate können natürlich nicht den direkten Kontakt zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter ersetzen. Führungskräfte sollen Fähigkeiten und Potenziale ihrer Leute einschätzen, ihnen Ziele setzen und Perspektiven aufzeigen – all das erfordert ein Maß an persönlichem Kontakt, das sich nicht auf Team-Events herstellen lässt. Wenn Führungskräfte sich mit diesen Anforderungen nicht wohl fühlen, können Weiterbildung oder ein Coaching helfen.
Geht der zusätzliche Aufwand für Organisation zulasten der Produktivität?
Wenn man es richtig macht, nicht. Wir haben heute viele Tools, die die Abstimmung im virtuellen Team erleichtern und verschlanken. Das können Gruppenchats sein, Teamkalender, Cloud-Dokumente, die von verschiedenen Personen in Echtzeit parallel bearbeitet werden können, Wiki-Lösungen, Online-Umfragetools und vieles mehr. Wenn eine spezifische Frage mit einer kurzen Online-Umfrage geklärt wird anstatt mit ein paar Dutzend E-Mails, dann ist schon viel gewonnen. Außerdem weisen Studien darauf hin, dass viele Arbeitnehmer im Home Office tendenziell mehr arbeiten als im Büro, wegen der Vorteile mit der Mehrarbeit aber zufrieden sind.
Welche Unternehmen führen den Trend an?
Man könnte meinen, dass kleinere Immobilienunternehmen flexibler auf neue Anforderungen reagieren, aber in meiner Praxis erlebe ich eher, dass die großen Player schon weiter sind. Ein angestellter Manager geht mit einem (gefühlten) Kontrollverlust anders um als zum Beispiel ein Familienunternehmer, der das Unternehmen vor Jahrzehnten selbst gegründet hat. Und die internationalen Anbieter können außerdem auf Erfahrungen aus anderen Ländern aufbauen, die uns in diesem Punkt teilweise voraus sind. (mh)
Bild: © XtravaganT – stock.adobe.com
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