Interview mit Carsten Harlozynski, Inhaber Business FACHWERK | Freiberuflicher Dozent, u. a. bei der DMA
Herr Harlozynski, wie schätzen Sie den Markt der Kfz-Absicherung aktuell ein?
Ich schätze den Markt der Kfz-Versicherung aktuell als sehr vielfältig und dynamisch ein. Gerade für das Jahr 2024 haben viele Versicherer ihre Beiträge erhöht – aufgrund veränderter Typ- und Regionalklassen, erhöhter Schadenhäufigkeit besonders im Bereich der Naturgefahren, hoher Inflation und erhöhter Reparatur-, Ersatzteil- und Mietwagenkosten.
Zudem kommt das Thema Nachhaltigkeit immer stärker im Bereich der Kfz-Versicherung – insbesondere in der Schadenregulierung – an. Beispiel: ein besonderer Bonus einiger Versicherer, wenn sich der Kunde nach einem Schaden für ein Elektroauto entscheidet und nicht für einen neuen Verbrenner.
Aufgrund dieser dynamischen Veränderungen passen die Versicherer auch immer wieder ihre Beiträge, Leistungen und Bedingungen an und gerade als Maklerin und Makler ist es wichtig, dabei am Ball zu bleiben und zu vergleichen.
In dem Sinne ist Maklern daran gelegen, ihre Kunden umfassend abzusichern. Welche Herausforderungen gibt es mit dem Fortschreiten der Digitalisierung und Technisierung in den Fahrzeugen zu beachten?
Im Kfz-Mobilitätsbereich gibt es natürlich immer wieder neue technische Innovationen, zum Beispiel aus den Bereichen autonomes Fahren, KI und Telematik. KI etwa wird besonders im Bereich der Schadenabwicklung, des autonomen Fahrens und bei der Bewertung von Risiken eine immer größere Rolle spielen.
Die Telematik ist zwar immer wieder Thema, aber gerade bei Maklerinnen und Maklern und Kundinnen und Kunden eher ein verhaltenes. Gründe sind häufig ein Akzeptanzmangel für dieses System im Bereich Datenschutz und Überwachung des Fahrstils sowie die nötige technische Ausstattung. Telematik-Tarife werden aktuell nur von einigen Versicherern aktiv angeboten, einige haben sie angeboten und sich wieder zurückgezogen. Andere Versicherer hingegen sehen sie als Möglichkeit, besonders jüngeren Fahrerinnen und Fahrern durch sichereres Fahren günstigere Beiträge anzubieten und Verkehrsunfälle damit zu reduzieren.
Wie sieht es bei E-Fahrzeugen aus? Welche Besonderheiten gibt es beim Versicherungsschutz?
Laut Kraftfahrt-Bundesamt gab es Stand Oktober 2023 über 1,3 Millionen elektrobetriebene Fahrzeuge (Quelle: kba.de). Aufgrund der besonderen Beschaffenheit der E-Fahrzeuge wie das fast geräuschlose Fahren, Schäden oder Brände bei Akkumulatoren, Diebstahl von hochwertigem Zubehör verändern sich für die Versicherer die Risiken im Kfz-Bereich. So gibt es im Markt immer mehr unterschiedliche Sublimits und Versicherungssummen sowie unterschiedliche Bedingungen, um zum Beispiel Akkus, Ladekabel, Hochvoltkabel und Wallboxen abzusichern.
Sie bilden bei der DMA zum/zur „Experte/-in Mobilität und Kfz“ aus. Was ist inhaltlich in dieser Hinsicht in den letzten Jahren für die Teilnehmer besonders wichtig geworden?
Für die Teilnehmenden ist es wichtig, ein breites und fundiertes Wissen über das Thema Kfz und Mobilität zu erlangen. Dazu gehört die Auffrischung von Grundlagen bis hin zum Spezialistenwissen und die Wissensvermittlung von aktuellen Themen wie der Absicherung von Elektrofahrzeugen, autonome Fahrsysteme und Nachhaltigkeit.
Zusätzlichen Mehrwert bietet auch gerade im Kfz-Experten/-innen-Lehrgang der direkte Austausch der Teilnehmenden untereinander, da sie häufig in ihrer Praxis als Maklerinnen und Makler oder als Angestellte bei den Versicherern selbst auch unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben in der Tarifvielfalt, den Leistungsbereichen und im Schadenbereich.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 03/2024 und in unserem ePaper.
Bild: © Carsten Harlozynski, Business FACHWERK
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