Nur 30% der befragten Banken- und Versicherungsunternehmen beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Big Data. Zudem nutzen weniger als die Hälfte die zur Verfügung stehenden Daten für Analysen. Das ist ein Ergebnis der laufenden Studie „Wettbewerbsfaktor Analytics“, die der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government der Universität Potsdam 2015/2016 zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit dem Softwarehersteller SAS durchführt. „Ein Grund für die gering ausgeprägte Datennutzung ist der fehlende Zugriff oder die unzureichende Datenaufbereitung“, sagt Professor Dr. Norbert Gronau, Leiter der Studie und Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsinformatik an der Universität Potsdam. „Die Studie zeigt, dass 70% der Befragten Probleme bei der Interpretation haben und eine starke Abhängigkeit von Spezialisten bei der Versorgung mit Informationen besteht.“
Die Initiative für die Nutzung von Big Data Analytics geht der Studie zufolge bei der Hälfte der Unternehmen von einzelnen Abteilungen aus. Unternehmensweite Initiativen gibt es sehr selten, Schulungen finden bei den meisten Befragten nicht statt. Zudem liegt die Verantwortung für die Anwendung von analytischen Methoden bei der Hälfte der Unternehmen außerhalb der Fachabteilung. „Das führt zu einer Diskrepanz zwischen Anforderungen an die Datennutzung und der organisatorischen Betreuung“, erklärt Gronau. „Wie in vielen Studien davor sehen wir hier auch wieder, dass Unternehmen ihren Mitarbeitern Tools an die Hand geben müssen, um die verfügbaren Daten einfach zu interpretieren. Gerade die Ausbildung spielt hier eine essenzielle Rolle. Denn fehlendes Know-how ist der häufigste Grund dafür, weshalb Big Data Analytics nicht eingesetzt wird. Daher müssen Unternehmen insgesamt den Fuß von der Bremse nehmen und in Weiterbildungsmaßnahmen investieren.“
Hoher Nutzen durch Einsatz von Analytics für Banken und Versicherungen
Ein Vorteil für Versicherungen liegt den Studienverfassern zufolge in der individuellen Ansprache von Bestands- und potenziellen Kunden. Bei Banken sind die Einsatzmöglichkeiten sowohl im Privatkunden- als auch im Geschäftskundenbereich sehr vielfältig. Für sie ist das Potenzial im Bereich des Risikomanagements, insbesondere des Liquiditätsmanagements, am größten. Denn durch gezielte Analysen können zum Beispiel Kosten für kurzfristige Kredite eingespart werden. Wie die Studie weiter zeigt, sind Banken und Versicherungen, auch bedingt durch gesetzliche Vorgaben und Regeln, etwa im Vergleich zur Fertigungsindustrie, deutlich zukunftsorientierter ausgerichtet. Die Befragten würden künftige Analysen aus den verfügbaren Daten vor allem für Zukunftsprognosen (80%), für die Aufdeckung von Optimierungspotenzialen (70%) sowie für die Identifikation von Schwachstellen (60%) und für eine höhere Wertschöpfung (60%) nutzen.
Über die Studie
Für die Studie „Wettbewerbsfaktor Analytics“ wurden Manager der ersten und zweiten Führungsebene von mehr als 1.000 Unternehmen der Banken- und Versicherungsbranche in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. (ad)
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können