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1. August 2024
Versicherer zwischen Wachstum, Kostendruck und Profitabilität

Versicherer zwischen Wachstum, Kostendruck und Profitabilität

Laut einer Befragung von Horvath erwarten Versicherer der DACH-Region für dieses Jahr ein Prämienwachstum. Doch der Kostendruck ist gestiegen und das Thema Profitabilität treibt die Gesellschaften nun stärker um. 90% der Schaden- und Unfallversicherer erwägen Beitragserhöhungen – teils bis zu 20%.

In einem weitgehend gesättigten Markt mit hohem Verdrängungswettbewerb gehen Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder von großen Versicherern in der DACH-Region im laufenden Jahr von einem Wachstum bei den Prämien von 4,5% aus. Dies wäre eine erneute Steigerung gegenüber dem Vorjahr – 2023 lag das Plus bei 3,9%. So lautet ein Ergebnis der aktuellen Befragung „Assekuranzen 2024“ des Beratungsunternehmens Horvath. Treiber der Entwicklung sind insbesondere die Schaden- und Unfallversicherung sowie die Krankenversicherung, wohingegen die Lebensversicherung stagniert. Über alle Sparten hinweg sehen die Gesellschaften den Weg zum Wachstum vor allem über Prämienerhöhungen und eher nicht durch mehr Neugeschäft.

Versicherer stärker unter Kostendruck

Doch die gestiegenen Kosten setzen die Versicherer unter Druck. „Das Thema Profitabilität beschäftigt die Versicherer derzeit deutlich stärker als in den Vorjahren und ist eines der Top-Themen auf ihrer Agenda“, erklärt Martin Müller, Partner und Insurance-Experte bei Horvath. „Die stark gestiegenen Schaden- und Leistungsaufwände, enorme Ausgaben für digitale Transformation und operative Resilienz, sowie hohe Umsetzungsaufwände für regulatorische Muss-Themen treiben die Kosten in die Höhe“, so Müller weiter.

Fokus auf das Kerngeschäft

Mit neuen Geschäftsmodellen und Vertriebspartnerschaften oder Überlegungen rund um innovative Ökosysteme und Optionen abseits des Kerngeschäfts können sich die Versicherer derzeit nicht befassen, wie die Befragung weiter zeigt. Häufig haben die Gesellschaften hierfür auch weder Ressourcen noch Mittel. Auch Nachhaltigkeit ist als strategisches Thema nicht mehr weit oben auf der Agenda, zumal es inzwischen zum regulatorischen Pflichtprogramm gehört.

Schaden- und Unfallversicherer ziehen Beitragserhöhungen in Betracht

90% der befragten Führungskräfte in der Schaden- und Unfallversicherung nennen Beitragserhöhungen – von teilweise bis zu 20% – als eine wichtige oder sehr wichtige Stellschraube. 92% erachten die Optimierung der Schadenquote für wichtig oder sehr wichtig, um ein stabiles Niveau zu halten. Auch die gezielte Sanierung der Bestände geben viele Befragte als relevante Maßnahme an. „In Summe keine Überraschung und alles Hebel, die zum klassischen Werkzeugkasten eines Versicherers gehören. Neu sind Konsequenz und Intensivität ihrer Anwendung“, betont Martin Müller. Die Versicherer müssten dem Horvath-Experten zufolge aber darauf achten, das Service-Niveau halten zu können, um keine Kunden zu verlieren.

Kosten auch in der Sparte Leben weiter großes Thema

In der Sparte Leben ist die Anspannung nach dem Ende der Niedrigzinsphase etwas zurückgegangen, doch das Geschäft mit Einmalzahlungen ist massiv eingebrochen. Laut Befragung befinden sich indexgebundene und biometrische Produkte auf dem Vormarsch, teilweise auch aktiv gesteuert im Sinne des Portfoliomanagements (82%). Dennoch bleibe die „Kostendisziplin“ weiterhin sehr wichtig, wie 75% angeben. „Sobald die Zinssituation sich ändert, werden wieder Themen wie Run-off diskutiert werden, die aktuell nicht nicht so stark im Vordergrund stehen“, sagt Müller voraus.

Wie die Ergebnisse zeigen würden, sei „Back to Basics“ bei den Gesellschaften das Gebot der Stunde. „Dazu müssen sie ihre Hausaufgaben machen: verstärkt auf eine auskömmliche Tarifierung achten, Sanierung gezielt nutzen und Wachstum nicht um jeden Preis, sondern selektiv. Gleichzeitig gilt es, sich auf die Stärken im Asset- und Schadenmanagement zu besinnen“, so der Horvath-Partner abschließend.“ (tik)

Bild: © juanjo – stock.adobe.com