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10. November 2016
Geldanlage nach dem Trump-Schock: Das raten Investmentexperten
Crisis in USA - Shares Fall Graph on United States of America Flag

Geldanlage nach dem Trump-Schock: Das raten Investmentexperten

Donald Trump hat es geschafft. Der umstrittene Milliardär hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen – und damit zahlreiche Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Droht an den Finanzmärkten nun der nächste Crash oder war es nur ein weiteres Strohfeuer wie zuletzt auch der Brexit? Investmentexperten geben die Antworten auf diese Frage.

Es ist der Paukenschlag des Jahres. Entgegen der nahezu einhelligen Meinungsumfragen hat Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen – und damit in der ersten Reaktion die Finanzmärkte geschockt. Im vorbörslichen Handel sackten die großen Leitindizes um bis zu 5% ab. Der Dax startete letztlich mit einem Minus von knapp 3% in den Handelstag. Damit fiel der Abschlag laut der quirin Bank aber deutlich schwächer als befürchtet aus. Nicht wenige Experten hatten schließlich im Falle eines Trump-Wahlsiegs mit einem Rückfall des Dax unter die 10.000er-Marke gerechnet.

Kommende Monate vorsichtiger angehen

Als einer der wenigen Investmentexperten hierzulande zeigte sich Dirk Müller nicht überrascht vom Wahlausgang. Bereits auf der DKM 2016 hatte Mr. Dax betont, dass der Wahlausgang offen sei. Die meisten Marktexperten hat der Sieg Donald Trumps hingegen zumindest für kurze Zeit auf dem falschen Fuß erwischt. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege bei der Deutschen AM, geht von weiterhin turbulenten Märkten aus und rät zur Vorsicht. „ Die Unberechenbarkeit Trumps und seine politische Unerfahrenheit sind Grund genug, die kommenden Monate etwas vorsichtiger anzugehen“, so Kreuzkamp. Allerdings sollten Anleger nicht die Nerven verlieren. Trump habe zudem bereits im Wahlkampf das Publikum immer wieder überrascht. „Gut möglich, dass er nach der Wahl aus Marktsicht auch mal positiv überraschen könnte“, so Kreuzkamp.

Was geschieht mit Janet Yellen?

„Nach dem ersten kurzfristigen Schock dürfte die Verunsicherung an den Märkten noch weiter anhalten“, meint hingegen Lars Kreckel, globaler Aktienstratege bei Legal & General Investment Management. Spannend werde vor allem seine Haltung gegenüber der US-Notenbank und deren Chefin Janet Yellen zu beobachten sein, die Trump zuvor massiv attackiert hatte. Viele Investoren halten es für unwahrscheinlich, dass ein möglicher Nachfolger Yellens gemäßigteren Kurs in der Zinspolitik weiterführen würde. Staatsanleihen-Analyst Dierk Brandenburg von Fidelity rechnet derweil damit, dass es ein paar Tage dauern wird, bis sich der Staub gelegt hat. Danach werde die Devise vieler Investoren wahrscheinlich „sell America“ lauten – mit negativen Auswirkungen auf amerikanische Anleihen und Aktien.

Zukünftige Handelspolitik sorgt für große Verunsicherung

Laut Christophe Bernard, Vontobel-Chefstratege, sorgen vor allem Trumps Pläne in der Handelspolitik für große Verunsicherung und könnten das Weltwirtschaftswachstum belasten. Massive Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben würden das Haushaltsdefizit in die Höhe treiben, was die Inflation anheizen dürfte. „Trumps Wahlkampfversprechen zu deutlichen Steuersenkungen und höheren Militärausgaben deuten darauf hin, dass die USA in den kommenden Jahren eine deutlich expansivere Fiskalpolitik verfolgen werden“, meint auch Larry Hatheway, Chefökonom bei GAM.

Risikomanagement notwendiger denn je

Monica Defend, Head of Global Asset Allocation Research von Pioneer Investment, hat hingegen die Hoffnung, dass die Situation in Washington künftig weniger festgefahren sein wird. Das hochvolatile Umfeld an den Kapitalmärkten unterstreiche in jedem Fall die Notwendigkeit eines starken Risikomanagements. „Gleichzeitig können sich aber auch interessante Investmentgelegenheiten für aktive Asset-Manager ergeben, angesichts eines denkbaren breiten und undifferenzierten Ausverkaufs“, so Defend. „Das Bild ist nicht eindeutig negativ, sondern schlicht unklar. Im besten Fall erwächst eine Politik, die lange aufgeschobene Projekte und Reformen umsetzt und damit die US-Wirtschaft nachhaltig stärkt“, hofft auch Björn Lesch, Leiter Portfoliomanagement von Union Investment.

Dankesrede beruhigt Märkte

Martin Gilbert von Aberdeen Asset Management, erwartet allerdings weitere negative Wahlüberraschungen. „In den kommenden Wahlen und Referenden in Europa werden wir wahrscheinlich weitere Abstimmungen gegen das Establishment erleben. Daher bleibt das politische Risiko auf absehbare Zeit ein fester Bestandteil der Investmentlandschaft“, so der CEO des britischen Vermögensverwalters. Wichtig sei nun, einen kühlen Kopf zu bewahren. „Die Märkte werden sich rechtzeitig wieder beruhigen. Trump wird nicht vor Januar Präsident werden, und bis dahin wird deutlicher, wie die Präsidentschaft von Trump aussehen wird“, so Gilbert. Trumps Dankesrede sei zudem bereits integrativ gewesen und werde hoffentlich dabei helfen, die Ängste der Investoren zu zerstreuen. Im Laufe des gestrigen Tages hat das zumindest schon funktioniert. Am Ende ging der Dax bei rund 10.650 Punkten aus dem Handel und schloss damit sogar leicht über Vortagesniveau. (mh)