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5. Juli 2018
Flugtaxis im Deutschland-Test: Ein Zukunftsthema für Versicherungen
Self-driving flying car or taxi Vector illustration

Flugtaxis im Deutschland-Test: Ein Zukunftsthema für Versicherungen

Flugtaxis taugen derzeit in erster Linie als Statisten in SciFi-Filmen. Deswegen gilt: Wer heute das Konzept bereits zur Innovation macht, erntet herbe Kritik. Um aber in Zukunft die Mobilitätsprobleme zu lösen und um den globalen Anschluss nicht zu verlieren, lohnt es sich eventuell doch, sich damit beizeiten auseinanderzusetzen. Auch als Versicherer.

Als die Staatsministerin für Digitales, Dorothee Bär, im März 2018 das Thema „Flugtaxis“ zu Beginn ihrer neuen Aufgabe ganz oben auf die Agenda ihres neu geschaffenen Amtes setzte, erntete sie vor allem in den Sozialen Medien viel Häme. Doch ist das Thema tatsächlich ausgemachter „High-Tech-Quatsch“ und ferne Zukunftsmusik oder zeigte sich die Staatsministerin hier viel weitsichtiger als die sonst so progressiven Social-Media-Nutzer?

USA: Transportexperte wird „Uber“flieger

Schaut man über den großen Teich in Richtung USA, merkt man schnell: Das Thema ist eigentlich gar nicht so weit aus dem futuristischen Luftraum gegriffen. Denn auch dort schlägt das Konzept gerade große Wellen. Schon im Herbst letzten Jahres hatte der Mobilitätsexperte Uber erklärt, sich als Vorreiter in dem Bereich engagieren zu wollen, und treibt die Idee seither konsequent voran. Der Plan des in San Francisco beheimateten Unternehmens sieht vor, bis 2023 die sogenannten „eVTOL (electric vertical takeoff and landing) flying taxis“ flächendeckend einzuführen. Die neuen Transportmittel sollen dabei 240 bis 320 km/h schnell sein und 300 bis 600 Meter über dem Boden fliegen. Mit einer Akkuleistung könnten die Uber-Flugtaxis bis zu vier Personen ca. 100 km weit bringen. Dabei hat Uber trotz einiger schwerer Unfälle mit fahrerlosen Straßentaxis den Glauben an den autonomen Transport von Fahrgästen nicht verloren: Geplant sind auch hier Flugobjekte, die langfristig ohne Piloten unterwegs sein sollen. Bereits in zwei Jahren sollen die Flugobjekte in Dubai und Dallas intensiv getestet werden.

Urban Air Mobility in Deutschland

Das Ansinnen der Staatsministerin Bär, den (Luft-)Weg für Flugtaxis auch in Deutschland zu ebnen, ist demnach ein veritabler Vorstoß, den Wirtschaftsstandort Deutschland auch langfristig technologisch auf der Höhe der Zeit zu halten. Aus diesem Grund haben nun Wirtschaft und Politik verkündet, gemeinsam am Thema „Urban Air Mobility“ arbeiten zu wollen. Die Ministerin unterstrich in diesem Zusammenhang die Relevanz des Konzepts für Deutschland als vergleichsweise flächenkleines Land: „Im Zeitalter der vernetzten städtischen Mobilität kommt es auf ein optimales Zusammenspiel aller Verkehrsträger an, und zwar zu Lande, zu Wasser und in der Luft“. Ingolstadt hat sich bereit erklärt zur Modellstadt für die Erprobung von Flugtaxis zu werden. Auf Nachfrage erklärt Ingolstadts Oberbürgermeister Dr Christian Lösel, Ingolstadt habe seit jeher den Anspruch, führender Standort für Industrie, Entwicklung und Forschung zu sein. „Ein Modellversuch für Flugtaxis für Personen-, Kranken- oder Organtransporte passt deshalb hervorragend zu uns und schärft unsere Ausrichtung als bundesweites Zentrum für die Erprobung digitaler und autonomer Mobilität.“, so Lösel weiter. Er betont darüber hinaus, dass die Bevölkerung in die Machbarkeitsstudien aktiv einbezogen werde und dabei die Belange hinsichtlich Lärm und Sicherheit berücksichtigt werden müssten.

Nächste Schritte

Wie die neue Mobilität im Einzelnen konkret aussehen könnte, ist noch unklar. In jedem Fall ist auch die Versicherungsbranche gefragt, heute schon zu überlegen, wie man damit verbundene Risiken versichern könnte. Für die AXA als Anbieter von Luftfahrtversicherungen ist das Thema Personenbeförderung beispielsweise sehr spannend. Auf Nachfrage erklärte der Versicherer. „Selbstverständlich können wir sehr gut vorstellen, diese Luftfahrzeuge auch abzusichern, sobald die Geräte zugelassen und erprobt sind. Im Moment ist autonomes Fliegen allerdings noch ein Zukunftsthema.“

In der Zwischenzeit versucht die Politik bereits, erste Weichen für eine entsprechende Infrastruktur zu stellen: Am 03.07.2018 stellte die bayerische CSU einen offiziellen Antrag an den Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, beim Neubau des Münchner Hauptbahnhofs dafür Sorge zu tragen, „dass eine geeignete Fläche so gestaltet wird, um Flugtaxis starten und landen lassen zu können.“ (sg)