Immobilienexperten hatten bereits kurz nach dem Brexit vor den Folgen des Votums für den britischen Immobilienmarkt gewarnt, speziell für den Londoner Finanzdistrikt. Diese Warnungen sind offenbar auch bei den Anlegern angekommen. Seit dem EU-Referendum sind die Anteilverkäufe bei Immobilienfonds mit einem Fokus auf Großbritannien in die Höhe geschnellt. Die ersten Anbieter haben daher nun harte Konsequenzen gezogen und Produkte vorerst geschlossen.
Vorerst kein Kapitalabzug möglich
Standard Life Investments hat den Handel mit Anteilen an dem umgerechnet 3,4 Mrd. Euro schweren Immobilienfonds Standard Life UK Real Estate Fund eingestellt, weil der Fonds erhöhte Abflüsse als Folge der Unsicherheit für den britischen Gewerbeimmobilienmarkt verzeichnet habe. Kunden dürfen nun vorerst kein Kapital mehr aus dem Fonds abziehen, der in Gewerbeimmobilien in besten Lagen in Großbritannien investiert. Zuvor musste die Gesellschaft bereits Vermögenswerte des offenen Immobilienfonds um 5% nach unten korrigieren.
Schutz der Anlegerinteressen
Der Schritt sei notwendig, um die Interessen der Anleger zu schützen. Standard Life sicherte derweil weitere Ausschüttungen zu. Zuletzt lagen diese bei 3,86% pro Jahr. Ob der Handel mit dem Standard Life UK Real Estate Fund wiedereröffnet wird, entscheidet Standard Life nun alle 28 Tage. Aviva Investments hat in der Zwischenzeit ebenfalls einen milliardenschweren Immobilienfonds vorübergehend vom Handel ausgesetzt. „Außergewöhnliche Marktbedingungen“ hätten einen Mangel an Liquidität verursacht. Auch Aviva wolle durch die Aussetzung des Handels die Interessen der Investoren schützen.
Ähnliche Reaktionen bei anderen Fonds möglich
Investmentexperten fürchten ähnliche Reaktionen bei weiteren offenen Immobilienfonds. Schließlich seien die Ängste der Anleger nicht anbieterspezifisch, sondern auf britische Immobilien im Allgemeinen bezogen. Deutsche offene Immobilienfonds haben bis zu 10% ihres Vermögens in Großbritannien investiert. Da deutsche Immobilienmärkte aber teilweise von der Schwächung der britischen Märkte profitieren könnten, haben ihre Kurse bisher kaum auf das Brexit-Referendum reagiert. (mh)
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