Was sind die drei wichtigsten Maßnahmen, die die Helmsauer Gruppe zur Bewältigung der Engpässe getroffen hat?
Erstens, die massive Unterstützung und Forcierung der beruflichen Fort und Weiterbildung, inklusive einer 100%-igen Kostenübernahme ohne einseitige Versprechen des Arbeitnehmers. Zweitens, ein ausgeprägtes Sozialverhalten des Arbeitgebers gegenüber der Belegschaft. Arbeitgeber müssen sich um ihre Mitarbeiter kümmern. Wir haben zum Beispiel während der Corona-Pandemie eine eigene Impfstraße betrieben und 4.000 Menschen – zunächst unsere eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dann deren Angehörige und am Ende auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kundenbetrieben – geimpft. Das kommt an, das hat das Image gestärkt. Und drittens, Mitarbeitern, die vorwärts kommen wollen, eine Entwicklungsperspektive geben.
Und welche Maßnahme hat sich als besonders erfolgreich erwiesen?
Am erfolgreichsten ist unsere hauseigene Akademie, die als Bildungseinrichtung anerkannt ist. In dieser Akademie haben wir uns verpflichtet, unsere Mitarbeiter deutlich über das vorgeschriebene Maß hinaus fortzubilden. Und je qualifizierter ein Mitarbeiter ist, umso höher sein Entgelt.
Inwiefern beeinflusst die Digitalisierung die Folgen des Fachkräftemangels bei der Helmsauer Gruppe?
Wir lieben die Digitalisierung, aber nicht, um uns abzuschaffen. Wenn ich heute die Vorstandsvorsitzenden einer Allianz oder einer Zurich mit ihren Publikationen verfolge, dann habe ich persönlich den Eindruck, dass diese Herren die Zukunftschancen für den Außendienst als sehr gering einstufen. Meiner Meinung nach kann man den Eindruck gewinnen, dass dort die Auffassung herrscht, dass Versicherungsmakler früher oder später in einem gewissen Umfang von Robo-Advisor abgelöst werden und man auf einen Großteil der Berater verzichten kann.
Diese Vorstellung halte ich für schlicht falsch und für die Begeisterung von jungen Menschen für unseren Beruf als schädlich. Wer jemals einen ganzen Arbeitstag mit einem professionellen Versicherungsmakler verbracht hat, wird schnell erkennen, welche Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben allein in einem einzelnen Tagesablauf von einem Versicherungsmakler oder seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewältigt werden muss. Welcher Computer das mit welcher künstlichen Intelligenz perspektivisch ablösen soll, ist mir beim heutigen Stand der Technik und den zu erwartenden Veränderungen schlicht schleierhaft.
Viele der Projekte, die sich in der Versicherungswirtschaft mit dem Beinamen „Künstliche Intelligenz“ schmücken, haben aus der Sicht von Fachleuten im Bereich der künstlichen Intelligenz mit dem Themengebiet schlicht und ergreifend noch gar nichts zu tun. Es handelt sich mehrheitlich um primitive „regelbasierte“ Programmierungen.
Für mich ist Digitalisierung wichtig, um Geschäftsvorfälle effizient abzuarbeiten. Auch, um im Vertrieb zu unterstützen. Aber der größte Vorteil ist unsere Empathie und Intelligenz, unser menschliches Verständnis, und dabei sehe ich auf lange Zeit keinen Computer, der uns ersetzt.
Die Helmsauer Gruppe beschäftigt aktuell rund 400 Mitarbeiter und zählt damit zu den großen inhabergeführten Maklerhäusern. Welche Maßnahmen halten Sie auch bei kleineren Betrieben für erfolgversprechend?
Ich glaube, dass es zum Zusammenschluss mittelständischer Makler kommen wird. Durch einen Zusammenschluss erzielen Maklerhäuser eine wahrnehmbare Marktgröße. Und je größer zum Beispiel wir wurden, desto leichter haben wir qualifiziertes Personal bekommen.
Wovor ist warne, ist ein Anschluss an Maklerpools. Hier wird häufig eine Abhängigkeit gegen eine andere Abhängigkeit getauscht. Die Themen „Ausstieg“ und „Verkauf“ sind äußerst kritisch zu bewerten und auch mein Haus hat mit dem Kauf und der Integration von Maklerunternehmen, die an einen Pool angeschlossen waren, extrem schlechte Erfahrungen gesammelt. Diese schlechten Erfahrungen drücken dann auf den Verkaufserlös.
Und abschließend: Was zeichnet heutzutage ein Maklerhaus als attraktiven Arbeitgeber aus?
Ein attraktives Maklerhaus als Arbeitgeber erkenne ich an einer guten Sozialkultur. Das bedeutet für mich, bereits bei der Auswahl von potenziellen Kolleginnen und Kollegen darauf zu achten, dass dieser Typ Mensch in die Abteilung passt. Eine reine Fokussierung auf Fachkenntnis halte ich für falsch. Ein attraktiver Arbeitgeber lebt den Teamgedanken und fördert den Teamspirit.
Über die Helmsauer Gruppe
Die inhabergeführte Helmsauer Gruppe ist bereits seit 1963 tätig. Das Unternehmen bietet Lösungen in den Bereichen Versicherung, Finanzdienstleistung, Beratung, Weiterbildung und IT-Service. An 32 Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind mehr als 400 Beschäftigte tätig.
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